Oberhausen. Im Februar 2014 kommt die Kampfsport-Veranstaltung “We love MMA“ in die Oberhausener König-Pilsener-Arena. Schläge, Tritte, Hebel: Mixed Martial Arts gilt als härteste Sportart der Welt und muss deshalb regelmäßig von Kritikern einstecken. Die Szene wehrt sich gegen Vorverurteilungen.
Die Sonne scheint Ulrike Krol in die Augen. Die 26-Jährige zieht sich die Haare mit dem kräftigen Rot-Ton aus dem makellosen Gesicht. „Die habe ich vor Kurzem erst gefärbt“, erzählt sie beim eiligen Gang zur Arena-Tür. Ihr Besuch hat einen handfesten Grund: Die Berlinerin schaut sich in Oberhausen die Halle an, in der am 1. Februar 2014 die deutsche Kampf-Elite aus dem Mixed Martial Arts gastiert. Ulrike Krol gehört dazu.
Für die Kampfsportler die Königsdisziplin
Wenn sie Fremden von ihrem Hobby erzählt, sind diese oft verblüfft: Sie passt nicht in das Klischeebild von prügelnden Kanten. Den Sport sieht man der gelernten Krankenschwester nicht an. Mixed Martial Arts, kurz MMA, gilt als härteste der Welt - und ist deshalb heftig umstritten. Der Kampfsport vereint Stile wie Kickboxen und Ringen miteinander. Tritte, Würger, Würfe.
Als Kind fing bei der Berlinerin mit Judo alles an, der Vater war aktiv. Mit 19 Jahren folgte der Schwarze Gürtel im Jiu-Jitsu. Irgendwann fehlten die Ziele – seit fünf Jahren betreibt sie MMA. Wie reagiert ihr Umfeld? „Viele sind überrascht. Trauen mir das auf den ersten Blick nicht zu", sagt sie. Ihre Arbeitskollegen wollen sie unbedingt im Wettkampf sehen. Für viele ist es Neuland, nicht so für die 26-Jährige. "Ich kannte Judo und Karate. MMA vereint für mich diese Stile zu einer neuen Königsdisziplin.“
„MMA ist der komplexeste Sport“, meint der Kölner Rainer Prang. Der Sportwissenschaftler ist einer der großen Namen der Szene und begleitet Ulrike Krol zum Gastbesuch in Oberhausen. „Kein anderer Sport erfordert so schnelle Wechsel im motorischen Verhalten.“
Prang scheint es zu genießen, über die Inhalte seines Sports sprechen zu können, statt über die reflexartigen Vorbehalte. Für Zartbesaitete ist das freilich nichts. „Die Wirbelsäule darf nicht angegriffen werden. An den Haaren darf nicht gezogen werden. Fersentritte zu den Nieren sind nicht erlaubt.“ Ein Regelwerk vermuten viele beim Schlagabtausch nicht, doch das gibt es sehr wohl. Einige Regeln haben die Verbände angepasst, um die Akzeptanz zu steigern. Tritte auf am Boden liegende Sportler sind nicht gestattet.
Blutende Kämpfer nähren Kritik
Bilder von blutenden Kämpfern nach Tritten und Schlägen, nähren bei Skeptikern die Ablehnung. Dabei gebe es solche Bilder auch beim Boxen, entgegnet die Szene, die sich oft erklären muss. Prang: „Wir leben in einer Zapping-Gesellschaft, was den Leuten nicht gefällt, wird umgeschaltet. Es gibt kaum Leute, die sich vor ihrer Meinung zunächst informieren.“
Kampfsport sei ein Kontaktsport, da gehöre der blaue Fleck dazu. „Die schlimmsten Verletzungen geschehen durch Schläge, auf die man nicht gefasst ist“, sagt Rainer Prang. Beim Fußball stünden Attacken nicht in den Spielregeln, deshalb sei die Verletzungsgefahr höher als beim Extrem-Kampfsport. MMA sei kein Mannschaftssport, aber Respekt für den Kampfpartner ein elementarer Bestandteil. Prang: „Dass sich die Sportler hinterher gratulieren, wird leider selten wahrgenommen.“
Auch Adrian Ruf (24) wird in Oberhausen im Oktagon stehen, so heißt der achteckige Kampfkäfig. Der Mathematikstudent wirkt nicht wie aus der Kampfsport-Schablone gestanzt, möchte sich in seinem Sport durchsetzen. Dafür ist ein regelmäßiges Training notwendig. Ernährung, Ausdauer und Technik müssen stimmen. Seine Freunde sind bei den Kämpfen immer dabei, die Mutter nie. „Ich muss ihr hinterher alles erzählen.“
Auch der US-Verband "UFC" kämpfte in Oberhausen
Die Reihe „We love MMA“ kommt ursprünglich aus Berlin, gastiert in Oberhausen (1. Februar 2014, Einlass ab 18 Jahren, Karten ab 26,50 Euro) erstmals außerhalb der Hauptstadt.
Und das in der selben Halle, in der bereits die amerikanische Kampfsport-Serie "Ultimate Fighting Championship" (UFC) Erfahrungen sammelte. Veranstalter Marcus Wortmeier: „Im Ruhrgebiet und Umgebung gibt es viele Vereine, die MMA anbieten. Darum sind wir hier.“