Oberhausen. Schulsozialarbeit ist bitter nötig – von der Grund- oder Förderschule bis hin zum Gymnasium: Darin sind sich Oberhausens Schulleiter einig. Gleiche Bildungschancen für alle Kinder könne es sonst nicht geben. Ihre Hoffnungen richten sich aktuell auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin.

Schulsozialarbeit ist bitter nötig – von der Grund- oder Förderschule bis hin zum Gymnasium: Darin sind sich Oberhausens Schulleiter einig.

In Fortsetzung ihrer Bildungsgipfel haben sie sich über sämtliche Schulgrenzen hinweg zusammengefunden, um ihre Forderung nach Fortsetzung und weiterem Ausbau der Schulsozialarbeit zu formulieren: „Wir sind dankbar, dass sich inzwischen mehrfach Sozialverbände und Kirchen an unsere Seite gestellt haben“, sagt Michael von Tettau, Leiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums und Sprecher des informellen Oberhausener Bildungsbündnisses, dem Schulleiter aller Schulformen angehören. Von Seiten der Landes- und Bundespolitik selbst habe man dagegen bisher enttäuschend wenig bis keine Unterstützung erfahren. Jetzt hoffen sie, dass ihr Anliegen bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin doch noch auf den Tisch kommt: „Es ist schließlich eine allgemeinpolitische Aufgabe. Darum ist auch der Bund in der Pflicht“, sagt von Tettau.

Nicht nur Wahlkampfversprechen

Nicht nur, dass es schnell eine Lösung für die Schulsozialarbeiterstellen geben müsse, die nach Ablauf der Bundesfinanzierung zum Jahresende wegbrechen. Überdies sei noch sehr viel mehr an schulischer Sozialarbeit nötig – und zwar umso mehr, je schwieriger das Umfeld der jeweiligen Schulen sei.

Ziele und Aufgaben der Schulsozialarbeit

Die Arbeitsgebiete und Angebote unterscheiden sich heute je nach Schulform.

Im Kern geht es um folgende Arbeitsfelder: Beratung und Einzelhilfe, kontinuierliche sozialpädagogische Gruppenarbeit und Projekte, offene Freizeitangebote, Elternarbeit, Gewalt- und Suchtprävention, Begleitung im Übergang Schule-Beruf.

Im Vorfeld jeder Wahl würden hehre Bildungsziele propagiert, anschließend bewege sich allerdings wenig: „Da heißt es so schön ‘Wir wollen kein Kind zurücklassen’ – aber ich sehe kein Signal, dass das Land da wirklich Bewegung reinbringt. Regionen wie unsere hier müssten zusätzlich gefördert werden. In dieser Sache erwarte ich von unseren Oberhausener Abgeordneten im Landtag wie im Bundestag mehr Einsatz“, sagt von Tettau, und auch Erika Ilgen, Leiterin der Friedrich-Ebert-Realschule hat genug von „Lippenbekenntnissen“: „Nach der Wahl hört man dann keinen Ton mehr. Das war nach der Landtagswahl so, und in Berlin wird man sich jetzt wahrscheinlich auch wieder bis Weihnachten mit sich selbst beschäftigen – und dann ist das Kind wieder in den Brunnen gefallen.“

Gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle Kinder zu schaffen: Damit sei die Landesregierung angetreten und das könne man jetzt zu Recht von ihr erwarten, findet Marc Bücker, Leiter des Hans-Sachs-Berufskollegs. Aktuell setzt er gewisse Hoffnungen auf die Koalitionsverhandlungen: „Der Politik ist das Problem der ungleichen Bildungschancen bekannt. Jetzt erwarten wir, dass die Parteien, die Wahlen gewonnen haben, das Problem lösen – für unsere Schüler.“

Weg vom Gießkannenprinzip

Wie sie sich eine angemessene Förderung wünschen würden, darüber herrscht weitgehend Einigkeit unter den Schulleitern – nämlich nicht weiter nach dem Gießkannenprinzip: „Wir brauchen eine komplett andere Förderstruktur. Ungleiches muss auch ungleich behandelt werden – sonst wird die Ungleichheit der Bildungschancen auf Dauer festgeschrieben, wenn nicht sogar verschärft“, sagt Ilgen.

In der Praxis bedeute das, dass strukturschwache Gebiete wie das Ruhrgebiet mehr Unterstützung brauchen. „Darüber hinaus brauchen wir generell ein anderes System der Zuweisung“, betont Karl- Heinz Burkart, Leiter der Gesamtschule Alt-Oberhausen – sehr viel mehr am spezifischen Förderbedarf der jeweiligen Schule orientiert: „Im Schulministerium gibt es so exzellente Zahlen zu Sozialdaten – die müsste man nur dazu nutzen“, so von Tettau.