Löwenzahn Erziehungshilfe e.V. beißt sich durch problematische Familiensituationen und findet Lösungen. Erziehungsstellen-Eltern stellen sich einer schwierigen pädagogischen Herausforderung.

Löwenzahn Familienhilfe Falkensteinstraße in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn
Löwenzahn Familienhilfe Falkensteinstraße in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn © WAZ

„Er ist stark, beißt sich durch Beton und ist eine Pusteblume, fliegen die Samen davon und wurzeln wieder. Deshalb mag ich den Löwenzahn”, sagt Corinna Behrends. Der Name des Vereins, dessen Geschäftsführerin sie ist, ist Programm: „Löwenzahn Erziehungshilfe” beißt sich durch schwierige Familiensituationen, immer mit dem Ziel, Lösungen zu finden, die Kindern und Eltern nützen.

„Wir sind der größte anerkannte Träger der Jugendhilfe im Rheinland für die Vermittlung in Erziehungsstellen. Wir betreuen 90 Kinder in 68 Pflegefamilien, 16 von ihnen in Oberhausen.” Seit vier Jahren befindet sich die Zentrale des Vereins, die sie „das Mutterhaus” nennt, in der Villa an der Falkensteinstraße 84. Acht Sozialpädagogen mit unterschiedlichen Zusatzqualifikationen wie zum Beispiel Familientherapie, Soziotherapie, Psychotherapie treffen sich dort regelmäßig zu Teamsitzungen. „Jeder hat hier einen Arbeitsplatz. Jedoch sind wir dezentral tätig. Der Kollege, der für den Niederrhein zuständig ist, hat sein Büro zum Beispiel in Dinslaken”, erklärt Behrends.

„Angesiedelt zwischen Heim und Pflege” sei eine Erziehungsstelle eine Pflegefamilie, die durch pädagogische Ausbildung der Mutter oder des Vaters in der Lage ist, Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf gerecht zu werden. Doch von der Idee, dass die Unterbringung in einer Familie auf jeden Fall anzustreben sei – ambulant vor stationär – habe man sich verabschiedet. Behrends: „Es gibt Kinder die so anstrengend sind, dass ihre Betreuung nur wegen des Schichtwechsels im Heim auszuhalten ist.”

Löwenzahn Familienhilfe Falkensteinstraße in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn
Löwenzahn Familienhilfe Falkensteinstraße in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn © WAZ

Zehn Anfragen nach Erziehungsstellen pro Woche zeigen, wie gefragt die Löwenzahnhilfe bei den Jugendämtern ist. Doch wer ist bereit und in der Lage ein Kind, das durch oft sehr schlimme familiäre Probleme geschädigt ist, in die eigene Familie zu integrieren? „Es ist eine besondere pädagogische Herausforderung”, sagt Behrends, „kein Ersatz für ein eigenes Kind”, denn: Die Verbindung zur Herkunftsfamilie bleibe bestehen. Im besten Fall akzeptierten die leiblichen Eltern die Unterbringung ihres Kindes als positive Lösung und seien bereit, den Kontakt zum Kind zu halten. Dazu bietet die „Villa Löwenzahn” gute Möglichkeiten: freundliche Kinderzimmer und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. „Wir sind nicht das böse Jugendamt”, scherzt Behrends.

Wer sich darum bewirbt, Erziehungsstelle zu werden, wird in Bewerber-Gruppentreffen auf die Aufgabe vorbereitet und lernt etwas über Familiendynamik, die Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie, rechtliche Aspekte... Zusätzlich werden bei Hausbesuchen Gespräche mit den künftigen Eltern und Geschwistern des zu betreuenden Kindes geführt, die örtlichen Jugendämter informiert. Vieles ist geklärt, bevor es zum ersten Treffen kommt. Und auch dann ist, trotz guter Vorbereitung, noch ein Rückzug möglich. „Die Theorie ist nicht alles”, so Behrends. Für den Start in der neuen Familie sei es gut, wenn alle Beteiligten Zeit hätten, „bevor der Alltag losgeht”. „Mit der neuen Aufgabe lassen wir Sie nicht alleine. Fachliche Beratung, Gesprächskreise von Erziehungsstellen-Eltern gehören zur Unterstützung”, verspricht der Verein.

Der Geschäftsführerin ist wichtig, dass sich Löwenzahn nicht nur als Dienstleister sieht: „Wir sind eine Familie” – die zusammen feiert und Ausflüge unternimmt. Jedes Jahr stehen die gemeinsame Fahrt der Erziehungsstellen-Kinder sowie die Familienfreizeit auf dem Programm.

Information: 88 46 16