Augenarzt Dr. Dr. Eckhard Roth nimmt den Medien-Rummel um seine Person gelassen hin. Er hat ja bloß zweimal gemacht, was jeder eigentlich nur einmal tun darf – laut Schulgesetz. Nachdem der Mediziner, Physiker und Augenoptiker-Meister 1976 sein erstes Abi am Düsseldorfer Geschwister-Scholl-Gymnasium gebaut hatte, wollte er es nun erneut wissen. Am Niederrhein-Kolleg in Oberhausen holte er sich das zweite Abi-Zeugnis seines Lebens.

Reichlich Altbier im Spiel

Der Clou an der Geschichte: Roth besuchte bei seinem ersten Durchgang dasselbe Gymnasium wie einst der Autor Heinrich Spoerl, der den Roman „Die Feuerzangenbowle“ geschrieben hat. Das Buch wurde mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle verfilmt. Rühmann spielt darin einen reichen Gelehrten, der von Privatlehrern unterrichtet wurde und nie eine öffentliche Schule besuchte. Nach dem Genuss von reichlich Feuerzangenbowle mit seinen Freunden, die ihm von ihren Schulerlebnissen vorschwärmen, wettet er, das Abitur noch einmal an einer ganz normalen Schule zu machen.

Nun hat der Augenarzt ja eine normale Schule besucht, aber eben die Ex-Penne von Spoerl. Und das brachte ihn im Kreis von Freunden auf jene seltsame Idee. Nein, Feuerzangenbowle hatten die Herren da nicht intus. „Kennen Sie noch jemanden, der die heute trinkt“, fragt Roth. Die seltsame Idee waberte auf der Grundlage von Altbier – „Was trinkt man sonst in Düsseldorf?“ – in die Köpfe der Männer. Die Freunde Roths sagten: „Das schaffst du nie.“ Er wettete dagegen. Und so erfand Roth für sich einen neuen Lebenslauf. Er bewarb sich am Niederrhein-Kolleg. Die Büffelei ging los. Immer nach Feierabend. Etwa 150 Stunden investierte er in sein neues Hobby: Ich mach mal wieder Abi. „Ich habe eine gut laufende Augenarztpraxis, mehr Zeit ging nicht“, sagt er. Dabei hatten seine Altbier-Kumpanen ihm gemeine Fächer ausgewählt. Französisch zum Beispiel, das er überhaupt nicht beherrschte. Im Abi schaffte er in diesem Fach dann auch nur eine 5+. Roths Leistungskurse waren Philosophie und Deutsch. Die Grundkurse Mathematik, das böse Französisch, evangelische Religion, Latein, Geschichte und Biologie. In Deutsch musste er die Buddenbrooks lesen, was ihm als Thomas-Mann-Fan nicht schwer fiel. Als Autodidakt besorgte er sich das Vorbereitungsmaterial für die Prüfungen im Internet. Als Ältester – „nach mir war der Älteste 32“ – machte er dann sein Abi. Schnitt: 3,0. Beim ersten Mal hatte Roth einen Schnitt von 1,8. Deshalb will er auch 2014 noch mal Abi machen, um seinen letzten Schnitt zu verbessern.