Dass so wenige Frauen auf Baustellen zu finden sind, hat auch gesetzliche Gründe: „Nach dem Arbeitsstättengesetz dürfen Frauen nicht so schwer heben“, sagt Ralf Geese von Geese Bau. „Wenn da ein Stein schon mal 15 Kilo wiegt, ist das schlecht.“
Nicht einen dummen Spruch in den vier Stunden auf Geeses Baustelle bekomme ich gedrückt. Jeder nimmt sich Zeit zum Erklären. Denn nicht nur die Journalistin kommt mit einem Anliegen zu Geese Bau, die Mitarbeiter sprechen ihre Sorgen offen an: Billiglöhner machten es der Branche immer schwieriger, sagt Polier Michael Haut. „Bei Ausschreibungen achten Firmen oft nur auf den Preis, aber der billigste Anbieter ist nicht der günstigste.“ Oft kämen nach Bauabschluss weitere Kosten hinzu, wenn Arbeiten nicht richtig ausgeführt worden sind. „Am Ende kommen wir und bessern Fehler aus.“ Ralf und Peter Geese, die 1992 die Firma vom Vater übernommen haben, investieren viel in ihre Mitarbeiter: Über 200 Lehrlinge haben sie ausgebildet. Und sie zahlen Tariflohn.
Tarifvertraglich ist das Baugewerbe sehr umfangreich, es gibt zahlreiche Berufsgruppen. Nach der Ausbildung erhalten Gesellen einen Grundlohn von 1963 Euro brutto. Betonbauer bekommen anschließend in der Grundvergütung zwischen 2714 bis 2748 Euro brutto. Der Lohn eines Poliers kann auf bis zu 5540 Euro steigen.
Ein Vorurteil bewahrheitet sich dann übrigens doch: Im Baustellencontainer von Michael Haut hängt ein Kalender mit leicht bekleideten Frauen. Haut zuckt lächelnd mit den Schultern: „Ein bisschen muss man Klischees auch bedienen.“