Kirchendebatte. Die Bundesrepublik ist ein säkulärer Staat. Dennoch besteht aufgrund von Verträgen zu den christlichen Glaubensgemeinschaften eine enge Verbindung zwischen Staat und den Kirchen. Hinzu kommt, dass die überwiegende Mehrheit der Bürger dieses Landes nicht nur Christen, sondern auch Wähler sind, und von den politischen Parteien entsprechend hofiert werden. Solange die klerikale Einflussnahme auf die Politik nicht überhand nimmt, ist gegen den jetzigen Zustand nichts einzuwenden.
Was die Kirchensteuer anbelangt, so ist sie im Hinblick auf die wichtigen und kostenintensiven Aufgaben im sozialen und bildungspolitischen Bereich, die von den Kirchen im Interesse des Staates wahrgenommen werden, durchaus angemessen und angebracht. Was die katholische Kirche als Glaubensgemeinschaft betrifft, so steht und fällt ihre Akzeptanz mit ihrer Glaubwürdigkeit. Die aber ist ihr verloren gegangen. Im Hinblick auf die Tatsache, dass jedem Glauben das Wissen fehlt
und somit auch das Wissen über die Existenz Gottes, muss jedem realistisch denkenden Mensch bewusst sein, dass all die Ge- und Verbote, die Glaubensrichtlinien und Verhaltensvorschriften lediglich Menschenwerk sind, aber trotzdem von der Kirche Gott zugeschrieben werden, obwohl sie Gott nicht kennt und nicht kennen kann.
Ein weiterer Grund zur Distanzierung liegt in der Forderung der Kirche nach einer Lebensführung, die weltfremd und unvereinbar ist mit der Realität in der heutigen Gesellschaft. Wenn man dann noch die Dogmen und anmaßenden Unfehlbarkeitsansprüche hinzufügt, dann stellt sich die Frage, brauche ich eine solche abgehobene Kirche, um an Gott zu glauben? Nein, um an Gott zu glauben, benötigt man keine Kirche. Ich denke, dass man Gott oft näher ist ohne sie. Jede Glaubensgemeinschaft entsteht nur in der Fantasie der Menschen und ist fehlerhaft wie der Mensch und als solche sollte man sie bewerten.
Heinrich T. Buchholz