Oberhausen. .

Wer behindert ist, kann nicht lesen? Weit gefehlt. Der Lea Leseklub beweist das Gegenteil. Dort treffen sich jeden Mittwoch von 17.30 bis 19 Uhr zwölf behinderte und nicht behinderte Leseratten und frönen ihrem gemeinsamen Hobby. Eine Erfolgsgeschichte.

Damit Integration kein leeres Wort bleibt, schlossen sich die Oberhausener Lebenshilfe und die Stadtbibliothek zusammen. Das Projekt Lea (Lesen einmal anders) startete im August 2013. Hanna Kuroczik, Freiwilligenkoordinatorin der Lebenshilfe, hatte gute Vorarbeit geleistet. „Dazu gehörte, erst einmal das richtige Material ausfindig zu machen“, erzählt Stadtbibliothek-Leiter Hans-Dietrich Kluge-Jindra anerkennend. Denn was niemand geahnt hatte: „Es gibt kaum Bücher in einer leicht verständlichen Sprache, die sich an Erwachsene richten.“

Erst nach langer Suche wurde Hanna Kuroczik fündig. So stehen „Ziemlich beste Freunde“ von Philippe Pozzo di Borgo, „Tina ist verliebt“ von Steffi Geihs oder „Ich bin schon wieder völlig pleite!“ von Kurt Wasserfall auf der Leseliste. Wer von den Teilnehmern im gläsernen Studio der Stadtbibliothek eine körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigung hat, interessiert dabei herzlich wenig.

Jeder liest in seinem Tempo

In lockerer Runde lernten sich die Teilnehmer kennen. Jeder liest abschnittsweise vor. „Dann besprechen wir, was wir gelesen haben, so dass immer jeder auf dem gleichen Stand ist“, erläutert Projektleiterin Hanna Kuroczik. Ehrenamtliche Mitleser begleiten die Behinderten und helfen je nach Lesefähigkeit. Jeder könne in seinem Tempo lesen oder einfach nur zuhören. „Es kommt bei uns nicht darauf an, besser lesen zu lernen, sondern in die Welt der Bücher einzutauchen“, betont Kuroczik.

Mit Erfolg. Denn immer mehr Teilnehmer nutzen inzwischen auch das breite Programm der Bibliothek, leihen sich Kochbücher, Märchen oder mal eine DVD aus.

Der öffentlichen Raum war allen Beteiligten wichtig. „Wir fanden, dass passt zu unserem Motto zum 50-jährigen Bestehen der Lebenshilfe ,Jeder ist ein Teil des Ganzen’“, sagt Rainer Lettkamp, Geschäftsführer der Lebenshilfe OB.