Oberhausen.. Bayerisches Brauchtum ist dabei sich auch im Revier zu etablieren. Zum sechsten Mal lud die König-Pilsener-Arena im Oberhausener Centro zum Oktoberfest ein. Die Resonanz war klasse. Zusammen fast 4000 Gäste trafen sich an zwei Abenden zur Massen-Gaudi.

Wenn es um Politik geht, verstehen Revierbürger keinen Spaß. Die da im Süden, mit ihren Ideen. Auch beim Fußball gibt es nur wenig Zustimmung für schönselige Rekordkicker von der Isar. „Ich würde nie zum FC Bayern München geh’n!“, singt Peter Obermann am mit bunten Decken bestückten Biertischen in der Arena, die man heute von König-Pilsener- auch in Festbier-Arena umtaufen könnte.

Auch wenn Peter Obermann mit dem Lied der Toten Hosen seine Fußball-Präferenz offenlegt, steckt er doch in einer hellbraunen Lederhose, die samt kitschig-schöner Edelweiß-Vignette mit verzierten Hosenträgern verbunden ist. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ kann er trotzdem singen. Er kommt ja aus Bottrop. Ist heute Teilzeit-Bayer. Zum Feiern. Und Schunkeln. Und Maßbierkrug in die Höhe recken. Ganz wie bei der Original-Wiesn. Oder zumindest fast.

Gäste trinken 10.000 Liter Bier

Zieht den Ruhris die Lederhose an. Der Revierbürger hat am Freitag und Samstag Spaß. „1800 Menschen am Freitag, 2000 am Samstag“, zählt Arena-Sprecherin Nicole Mai vor. Das heißt: Einmal ausverkauft und einmal fast. Trotz massiver Weißwurst-Konkurrenz. Was bei uns früher eher eine Gaudi war, ist längst massenkompatibel. In Essen-Rüttenscheid bauten findige Feierfreunde erst kürzlich eine ganze Woche ein Zelt auf, meist gut gefüllt.

Die mit Bierzeltgarnituren bestückte Arena ist an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig. Schließlich feiert man hier schon zum sechsten Mal das Oktoberfest, eine der ersten großen Reviersausen. „Das ist für viele Gäste zum Ritual geworden. Mit der Münchner Zwietracht spielt eine Band, die sonst auf dem Oktoberfest das Festzelt füllt“, sagt Nicole Mai. Die Gruppe ist von Anfang dabei, sagt: „Wir fühlen uns hier zu Hause!“

Traditionelle Kleidung auch im Ruhrgebiet

Ein Ritual, schön und gut. Warum aber in Tracht und Dirndl einer bei uns doch wenig heimischen Kultur? „Ich mag die Schnitte der Kleidung“, sagt Maike Diedrich (27), die gleich mit der gesamten Freundinnen-Riege in die bayrischen Stoffe geschlüpft ist. „Das gehört dazu!“, „Ich war so auch schon beim Oktoberfest in München!“, „So feiert es sich besser!“ - in der Sitzreihe sprudeln die Argumente nur so hervor. Für mehr ist keine Zeit. Die Zwietracht bittet zum gemütlichen Anstoßen. „Dieeeee Krüüügeeee!“ Und klar: „Oans, Zwoa - Gsuffa!“ Was bedeutet noch mal Prost?

Nach „Ein Prosit, ein Prosit, der Gemütlichkeit“ gibt es noch einen zünftigen Bierkrug-Stemm-Wettbewerb, dessen Sieger wiederum freie Maßkrüge für seine Feiergesellschaft erhält. An Tisch 7 ist man erfreut, der dort ansässige Herr mit Schnurrbart ist erfolgreich. 9 Euro kostet eine Maß sonst, 10.000 Liter gehen an zwei Tagen weg. Radler mit eingerechnet. Wer zumindest etwas heimisch bleiben möchte bekommt sein Pils - auch als Maß. Bei so viel bayrischer Herzlichkeit wird die Band, die neben Schunkel- längst auch Popsongs spielt, übermütig. „Soa, woa von irch, moag denn den FC Baorn München?“ Ein Pfeifkonzert ist die Folge. Irgendwann hört der Spaß eben auf.