Das Oberhausener Charter der Hells Angels, Hellgate, hat sich aufgelöst - wie auch Clubs in Duisburg, Leverkusen und Langenfeld. Erst am Montag hatte die Oberhausener Polizei bekannt gegeben, dass eine solche Organisation in der Stadt existiert. Am Mittwoch verkündete Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber: „Das Charter hat sich aufgelöst, die Hells Angels suchen kein Clubhaus mehr in der Stadt und werden hier nicht mit Kutten herumlaufen.“ Dennoch hielten sich die Höllenengel aber weiterhin in Oberhausen auf.

Kauf gescheitert

Das Gefahrenpotenzial, das die Existenz zweier rivalisierender Rockergruppen auf engem Raum birgt, verringert sich durch den Rückzug der Hells Angels aus der Öffentlichkeit nach Einschätzung der Polizei nicht. Denn nach wie vor gibt es ein Bandidos Chapter in der Stadt, und dessen Mitglieder suchten massiv nach Räumen für ein Clubhaus.

Die Bandidos hatten bereits bis 2012 einen Club in der Stadt, den sie dann aber auflösten. Ihr damaliger Präsident wechselte wie auch viele weitere Mitglieder zu den Hells Angels. Der Mann, der jetzt auch offizieller Chef des Höllen-Engel-Charters war, hat im Rotlichtbezirk an der Flaßhofstraße acht Häuser gepachtet. An der im Verhältnis zur Größe Oberhausens großen Rotlichtmeile mit 16 Häusern sind wohl beide Rocker-Gruppierungen interessiert. Noch besitzen sie dort aber keine Häuser. Ein Versuch des Hells Angels, die gepachteten Etablissements, die alle einem Besitzer gehören, zu kaufen, scheiterte an der Finanzierung.

Einer der Hausbesitzer zeigte sich am Dienstag noch überrascht von der Gründung von Charter und Chapter. „Das habe ich auch erst aus der Zeitung erfahren“, sagte der Mann. Als Geschäftsmann zeigte er sich wenig begeistert von der Aussicht auf Kuttenträger an der Flaßhofstraße. „Wir sind alle Geschäftsleute und keine Kinder“, erklärte er. Die Häuser an der Flaßhofstraße würden wie Hotels geführt, betonte er den Geschäftscharakter der „Roten Meile“ einen Tag später, am Mittwoch, nach Auflösung des Charters. Dort habe niemand als Rocker aufzutreten, weil so die Kunden verscheucht würden. „Jeder, der in Oberhausen ein Haus betreibt, versteht diese Philosophie.“ Oberhausen gehöre weder den Bandidos noch den Hells Angels.

Die Frage, warum die Hells Angels so plötzlich ihr Charter auflösten, bleibt im Raum stehen. Haben womöglich die Hausbesitzer diesen Rückzug aus dem Rampenlicht angeregt, um den Ruf der Straße nicht zu schädigen?

Übrigens ist auch die Centro-Geschäftsführung nicht glücklich über den Namen „Del Centro“, den sich die Bandidos geben wollen. „Sicher finden wir das nicht gut“, sagte Sprecher Jens Knetsch. Aber Rechte hätten sie nur am Logo und der Bildmarke.