Wenn Seyma und Zeynep von der Albert-Schweitzer-Hauptschule „Sabret” (Habe Geduld) singen, dann sind da nicht nur zwei wunderschöne junge Frauenstimmen, dann ist diese Mahnung auch symbolisch für ein leises Flehen um innere Einkehr in einer schrillen Welt.
Eine Einkehr, die gestern in der Gedenkhalle am Schloss auf einer Gedenkfeier zum 64. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gehalten wurde. Einkehr zur Erinnerung, zur Wachsamkeit aber auch angesichts einer Wirklichkeit, in der die braunen Rattenfänger wieder offen durch die Straßen ziehen können.
Dieses Mahnen und Erinnern sei keine einfache Pflicht, so Oberbürgermeister Klaus Wehling. Auschwitz stehe stellvertretend für den heute immer noch unbegreiflichen Holocaust. Sich daran zu erinnern werde nicht leichter, weil immer mehr Zeitzeugen fehlen. Die Frage nach dem Warum sei ebenso wichtig wie die, wie man sich der Anfänge erwehren kann. Er finde es unerträglich, dass die NPD in deutschen Parlamenten vertreten sei, aber das müsse eine Demokratie aushalten können.
Braune Rattenfänger seien wieder aktiv, rücksichtslos und brutal. Um ihnen entgegentreten zu können, spiele die Erinnerungskultur in der Schule eine zentrale Rolle, Schüler gestalteten seit Jahren diese Gedenkfeier. Für vieles, so der OB weiter, brauche jede soziale und menschliche Gesellschaft Vorbilder, auch hier in Oberhausen. „Ihr seid solche Vorbilder”, sagte Wehling zu den Schülern, „Vorbilder für Zivilcourage und Mut.”
In diesem Zusammenhang spielte auch die Rehabilitation von vier exkommunizierten, ultratraditionalistischen Bischöfen durch Papst Benedikt XVI. eine Rolle. Es stünde ihm zwar nicht zu den Papst zu kritisieren, meinte Wehling, aber er sei schon dankbar für die eindeutige Haltung der Deutschen Bischofskonferenz in dieser Frage.
Gisela Hohlwein verwies für die Schulaufsicht darauf, dass es inzwischen vermehrt Ansätze für die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte auch schon im Grundschulbereich gebe. Es gelte, schon sehr früh anhand der Historie „Bewusstsein für Gefahren zu wecken, die politischer Wahn hervorrufen kann.” Die Schule habe einen Auftrag als Stätte der Bildung und Erziehung bei diesen Themen.
Die politische Bildung, so Gisela Hohlwein, müsse aber bereits in den Familien beginnen. Auch dort gelte es, den Blick zurückzuwerfen, um ihn in die Zukunft richten zu können, nicht wegzuhören, wenn rassistische Äußerungen zu vernehmen sind: „Wer nicht weiß, wie der nationalsozialistische Horror funktioniert hat, der wird die Anforderungen an unser demokratisches Gemeinwesen nicht verinnerlichen können.”