Jetzt kommt’s drauf an: In der letzten vollen Woche vor der Bundestagswahl geben die Parteien und Kandidaten auch auf örtlicher Ebene noch einmal Vollgas, denn sie wissen: Viele Wähler sind noch unentschlossen, wem sie ihre Stimme geben.
Mancher Wahlberechtigte mag denken: Was soll’s, ist doch eh alles schon entschieden – im Bund macht Kanzlerin Angela Merkel das Rennen, und in Oberhausen dürfte der SPD mit ihrem Kandidaten Dirk Vöpel die Mehrheit nicht zu nehmen sein.
Tatsächlich hatte dieser Bundestagswahlkampf über lange Strecken etwas Einschläferndes. Die Merkel-Taktik des „Uns geht’s doch gut, wir wollen so weitermachen“ ist kaum dazu angetan, Nichtwähler zu mobilisieren. Und Gegenkandidat Peer Steinbrück rumpelte vor sich hin und kam so recht nicht aus den Puschen.
Jetzt aber werden sich alle noch einmal ins Zeug legen – auf den Podien, an den Infoständen: Endspurt. Die Bürger sollten das ausnutzen, sich informieren, kritische Fragen stellen, nachhaken. Denn so einfach, Spitzenpolitikern im Gespräch auf den Zahn zu fühlen, ist es nur zu Wahlkampfzeiten.
Dass der direkte Wählerkontakt auf der Straße auch bei Politikern die Geister zu wecken vermag, zeigt das Beispiel Dirk Vöpel. Zunächst schien es, als wolle Vöpel auf dem Ticket der favorisierten SPD vor Ort wie selbstverständlich nach Berlin gleiten. Im Vorfeld der SPD-Kandidatenkür erklärte er mit Blick auf die erstmals abstimmende Parteibasis lapidar: „Ich denke, ich muss mich nicht groß vorstellen.“ Von Esprit keine Spur.
Jetzt aber hat sich der Alt-Oberhausener Bezirksbürgermeister augenscheinlich doch das Feuer geholt, das nötig ist, um den politischen Gegner aktiv zu stellen. Wer nun mit ihm spricht, erlebt einen Mann, der sich mit Begeisterung in Rage reden kann, wenn es um den seiner Meinung nach richtigen politischen Kurs geht.
Welcher demokratischen Partei auch immer man zugeneigt ist – eines ist wichtig: Überhaupt wählen zu gehen. Denn die Wahl zu haben ist hohes Gut und Verpflichtung zugleich. Wie es ausgeht, dürfen wir am 22. September mit Spannung verfolgen.