Oberhausen.. Das „Feuerwehr-Magazin“ widmet den Oberhausener Brandbekämpfern in der September-Ausgabe ganze elf Seiten. Titel: „Löschen und Retten unterm Gasometer“

Auch so etwas gibt es: ein Feuerwehr-Magazin mit 53.000 verkauften Heften pro Ausgabe. Große Ehre: Die in Supermärkten, Bahnhofsbuchhandlungen oder Tankstellen verkaufte Monatszeitschrift rückt in ihrer September-Ausgabe die Berufsfeuerwehr Oberhausen in den Brennpunkt. Auf ganzen elf Seiten wird die Wehr aus der Gasometer-Stadt porträtiert. Titel: „Löschen und Retten unterm Gasometer“.

Die seltsamsten und berüchtigtsten Einsätze der Berufsfeuerwehr reichen von einer 78-jährigen Oberhausenerin mit Einmachgläsern voller Nitroglycerin bis hin zu Schiffsführern, die vergessen, ihre Kommandobrücke herunterzufahren und sich – vornehmlich an der Brücke der Konrad-Adenauer-Allee über den Rhein-Herne-Kanal – den Steuerstand abrasieren.

Einsatzzahl verdoppelte sich

Aber nicht nur Fälle wie diese halten die 300 Mann starke Feuerwehr auf Trab: Jährlich fährt sie 40.000 Einsätze. „1989, als ich das Amt des Leiters übernommen habe, haben wir zum ersten Mal die 20.000er-Marke überschritten“, sagt der Oberhausener Feuerwehrchef Wolfgang Tingler. Mit Rettungsfahrzeugen, Löschzügen, eigener Höhenrettungsgruppe und Taucherstaffel bewahrt sie Gut und Leben in allen vier Elementen. „Absolut unverzichtbarer Bestandteil“ ist dabei die Freiwillige Feuerwehr.

Wenn es brennt, rückt sie mit aus. Da will Tingler, seit 24 Jahren Chef der Feuerwehr, nicht erst fragen müssen, wer von den Männern denn ein Atemschutzgerät anlegen darf. Also stellt er an die rund 120 Ehrenamtlichen fast dieselben Anforderungen wie an die Hauptamtlichen.

Schließlich berge Oberhausen trotz seiner mit 77 Quadratkilometern relativ geringen Größe besonderes Gefahrenpotenzial, hebt das „Feuerwehr-Magazin“ hervor. Und listet auf: Hohe Bevölkerungsdichte, Industrie wie das Chemiewerk Oxea und MAN Diesel & Turbo, den Gasometer und das Centro samt König-Pilsener-Arena.

Auf die täglich dorthin pilgernden Besucherscharen und die baulichen Gegebenheiten des Einkaufszentrums muss sich insbesondere der Rettungsdienst einstellen. Allein dort seien er und die Feuerwehr jährlich 800 bis 1000 Mal im Einsatz. Gut in Erinnerung ist Tingler noch der Großbrand in der jüngsten Silvesternacht, als der Irish Pub von einer Feuerwerksrakete getroffen wurde. „Ich hatte zufällig Dienst, und selbst zu dieser ungünstigen Zeit war nicht nur auf die Kollegen der Berufsfeuerwehr, sondern auch auf die Freiwilligen absolut Verlass“, lobt Tingler. Für die Feuerwehr führt der direkte Weg zum Centro über die Nahverkehrstrasse: „Damit sind wir innerhalb weniger Minuten vor Ort und müssen nicht den Weg über die häufig völlig verstopfte Mülheimer Straße nehmen.“

„Besonderes Einsatz-Objekt“ ist die Christo-Ausstellung im Gasometer: Sie besteht aus 20.350 Quadratmetern Stoff und 4 500 Metern Seil. Ausgerechnet bei der Ausstellung „Feuer und Flamme“ in den Jahren 1994/95 kam es schon einmal zu einem Brand, der jedoch schnell gelöscht werden konnte. Allerdings brauchte es drei Tage, bis der Rauch aus den Öffnungen in 112 Metern Höhe herausgedrückt war.

Moderne Leitstelle

Alljährlich locken darüber hinaus Großveranstaltungen wie „Oberhausen Olé“ und „Ruhr in Love“ 30 000 bis 50 000 Feierfreudige an, für deren Schutz die Einsatzkräfte ebenfalls sorgen. Nicht zu vergessen ist dabei das größte aller Feste: die Sterkrader Straßenkirmes. Da schieben sich bis zu 1,5 Millionen Besucher in den Straßen aneinander vorbei.

Bombenentschärfungen samt Evakuierungen gehören für die Feuerwehrmänner in der Ruhrmetropole schon fast zur Tagesordnung. Und gleichzeitig war dann auch schon einmal ein Zimmerbrand zu löschen.

Die Notrufabfrage erfolgt innerhalb einer Minute, zwei Minuten später rückt bereits das Einsatzteam aus – die Oberhausener Leitstelle ist auf dem neuesten Stand der Technik. Um aber für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, denkt sie über eine Kooperation mit der Leitstelle in Essen nach.

Dies sei einer der Vorteile des Ballungsraums Ruhrgebiet, meint Tingler: Die Wege sind kurz, und man hilft sich gegenseitig. Der Feuerwehr-Chef: „So rückt unser Kranwagen beispielsweise auch nach Mülheim oder Bottrop aus.“