Oberhausen. Seit einem halben Jahr verteilt die Polizei nun schon Gelbe und Rote Karten an mögliche Wiederholungstäter. Im Vergleich mit anderen Städten liegt Oberhausen noch in der Norm: Nur fünf Mal musste bis jetzt die Rote Karte gezeigt werden, die für die Täter den sofortigen Führerscheinentzug bedeutet.

Wie Andreas (Name geändert) auf die schiefe Bahn geriet? „Falsche Freunde, schlechter Umgang“, sagt der 17-Jährige etwas wortkarg. Wegen Erpressung und Raub stand er vor etwa einem Jahr bei Gericht gerade. Dann kam oben drauf die „Gelbe Karte“ von der Polizei, damit droht ihm nun auch noch die Führerscheinsperre.

Nur, wenn Andreas rückfällig würde, betont Kriminalhauptkommissar Werner Nakot, der federführend die Aktion „Gelbe Karte“ begleitet. Erst danach gibt’s Rot wie für die berüchtigte Blutgrätsche beim Fußball. Wer Rot bekommt, muss mit dem Entzug des Führerscheins für eine gewisse Zeit rechnen, oder einer Sperre, um die beliebte „Fleppe“ machen zu können.

Dennoch zog allein die Verwarnung bei dem 17-Jährigen einen nachhaltigen Schlussstrich unter die kriminelle Karriere: „Ich hab’ das erst nicht geglaubt. Das hat mich geschockt“, gesteht der Schüler. Denn in seinem Umfeld machen schließlich viele den Führerschein, und haben sich schon angemeldet. „Für den Arbeitgeber ist er auch wichtig“, glaubt Andreas.

Nur fünf rote Karten

60 so genannte Gelbe Karten stellte die Oberhausener Polizei seit dem Beginn der Aktion im vergangenen Halbjahr an junge Menschen zwischen 14 und 25 aus. Wer sie bekommt, ist schon drei Mal wegen Gewalttaten aufgefallen. Und wer „eine so kurze Zündschnur hat“, wie Nakot es formuliert, ticke womöglich genauso schnell unter Stress im Straßenverkehr aus. Von Drängeln bis zum Einsatz eines Baseballschlägers – der Kriminalkommissar hat alle möglichen Wutausbrüche schon auf dem Tisch gehabt.

Im Vergleich zu anderen Städten, in denen die Gelbe Karte eingeführt wird, liegt Oberhausen mit 60 Karten noch in der Norm, das etwas größere Bielefeld etwa, stellte rund 90 in einem Jahr aus.

Einen Ordner mit der Roten Karte hat Werner Nakot auch schon angelegt: Fünf Mal musste sie den Wiederholungstätern gezeigt werden.

Polizei bewertet 2015 den Erfolg

Doch rückfällig zu werden, hat Andreas nicht vor: „Ich hab’ Scheiße gebaut und mich dafür bei denen entschuldigt, denen ich was getan habe. Dann habe ich meinen Freundeskreis gewechselt.“ Seitdem ist alles glatt gelaufen in seinem Leben. Der Führerschein steht für Andreas erst einmal nicht an, „ich konzentrier’ mich auf die Schule“, sagt er. Dachdecker oder Trockenbauer will er werden.

Auch Nakot glaubt nicht daran, dass sich der 17-Jährige wieder so daneben benehmen wird. Für ihn ist die Aktion schon deshalb ein Erfolg; noch bis Anfang 2015 werden Gelbe und Rote Karten weiterhin ausgestellt. Dann will die Polizei die Maßnahme für Heranwachsende abschließend bewerten.