Oberhausen. Der letzte Vollsortimenter im Oberhausener Stadtteil Holten gibt auf. Leidtragende sind ältere und weniger mobile Anwohner. Hoffnung auf eine schnelle Lösung machen weder Politik noch die junge Holtener Interessengemeinschaft.

Es ist nicht ganz so schlimm, wie es dem Sterkrader Bezirksbürgermeister und Holtener SPD-Stadtverordneten Dieter Janßen entfährt: „Das letzte Holtener Geschäft schließt.“ Ein Versprecher, der bei der Bürgerversammlung im Kastell am Donnerstagabend für ein kurzes Aufflammen von Heiterkeit sorgt. Doch angesichts der unmittelbar bevorstehenden Schließung des „Nah & Gut“-Supermarktes am Markt (die NRZ berichtete) ist den Holtenern nicht lange nach Lachen zumute. „Damit werden wir den letzten Vollsortimenter verlieren“, sagt der Vorsitzende der jungen „Holtener Interessen- und Bürgergemeinschaft“ (HIB), Uli Latsch.

Zentrale Anlaufstelle

Wer dieser Tage vom Holtener Marktplatz in die Runde blickt, dem wird die Bedeutung klar. Einige Einzelhändler und Dienstleister halten noch tapfer durch, einen Döner kann man bekommen oder gar ein Eis essen. Doch die Sparkasse hat ihre Öffnungszeiten schon drastisch heruntergefahren. Die Versorgung mit Lebensmitteln hat sich durch die Ansiedlung zweier Discounter in Randbereichen an der Sieges- und der Bahnstraße merklich verlagert. Mit dem Ende von „Nah & Gut“ im November wird der alte Dorfkern seine letzte zentrale Anlaufstelle in Sachen Lebensmitteleinkauf verlieren.

Bürger wollen kämpfen

Uli Latsch und die Bürger der Interessengemeinschaft wollen die Situation nicht einfach hinnehmen. Sie wollen keine Organisation sein, „die nur Feste organisiert. Wir wollen uns aktiv für unseren Stadtteil einsetzen“, so Latsch bei der Versammlung.

Man plane eine Unterschriftenaktion, um die Bedeutung eines Lebensmittelversorgers in Marktnähe deutlich zu machen. Noch ganz frisch sei die Idee, dass ein kleiner Laden eventuell von caritativen Organisationen betrieben werden könne.

Die Gründe für die Schließung des Geschäfts, das Kauffrau Claudia Wehrmann erst 2009 übernommen hatte, nennt Janßen „verständlich“: Die erforderlichen Investitionen seien bei schwindendem Umsatz nicht mehr zu stemmen. Die Leidtragenden seien vor allem die älteren und weniger mobilen Anwohner, sagt Uli Latsch. „Die können nicht mehr mal eben mit ihrem Rollator um die Ecke zum Einkaufen gehen.“ Immerhin werden sie künftig noch Briefmarken kaufen können: Die im Lebensmittelmarkt angesiedelte Poststelle wird nach nebenan in den Lottoladen verlegt.

Schnelle Lösung nicht parat

Eine schnelle Lösung für das Problem hat niemand parat: Zwar gebe es durchaus Interessenten für die Errichtung eines neuen Supermarktes, sagt Dieter Janßen. Doch die dörfliche Struktur und die dichte Besiedlung des Ortskerns wird dem über 700 Jahre alten Holten zum Verhängnis: Das vorhandene Ladenlokal ist zu klein, Ansiedlungsflächen in unmittelbarer Nähe zum Markt sind schlichtweg nicht vorhanden. Sogar über Grundstückskäufe und Bauvorhaben im Landschaftsschutzgebiet habe man schon nachgedacht und die Möglichkeiten der HIB vorgestellt, sagt Janßen. Doch zerstrittene Erbengemeinschaften oder fehlende Ausgleichsflächen machten die Durchsetzung schwierig.

Dennoch will er die Hoffnung nicht aufgeben und die Möglichkeiten weiter mit der Bauverwaltung der Stadt ausloten. „Aber wir brauchen für gangbare Lösungen einen entsprechenden Vorlauf“, dämpft Janßen die Erwartungen auf schnelles Handeln.