Manchmal erreichen die Redaktion erstaunliche Leserbriefe, so wie derjenige von einer gewissen „Heike Unklar“: Der Autor beschwert sich in seinem Schreiben unter diesem Decknamen, also anonym, über die angeblich schlechte Grünpflege in der Stadt.
Offensichtlich ein heikles Thema – seine Begründung für die Anonymität: „Als kommunaler Politiker habe ich vorsorglich unter einem Fantasienamen geschrieben – nicht immer haben Parteien und Fraktionen eine einheitliche Meinung, auch wenn es so aussieht.“
Seine Kritik betrifft vor allem das Rathausviertel, Beweisfotos (siehe rechts) legte er bei.
„Einst ein Vorzeigeviertel“
„Unter OB Dreschers Regie war das Rathausviertel ein Vorzeigeviertel. Heute überall das gleiche Bild: Verwahrloste Bäume und Baumscheiben, verkrüppeltes und totes Geäst ohne Ende, Stolperfallen auf den Bürgersteigen, herab gefallene Äste.“ Als Ursache sieht er nicht nur die mangelhafte Pflege, sondern die falsche Planung: „Die Bäume werden so eng gepflanzt, dass Fachleute nur mit dem Kopf schütteln. Das Pflanzen kostet Geld, die Pflege kostet Geld.“
Wenn der Bürger bei Baumscheiben selbst mit anpacke und Unkraut wegschneide, werde er von der Stadt Oberhausen auch noch bestraft: Er müsse mit dem Sack voller Grünabfall noch zum Recyclinghof der WBO fahren und bei der Abgabe dort Gebühren zahlen.
„Heike Unklar“ kritisiert, dass die vielen Bäume im Rathausviertel den Anwohnern zu viel Licht wegenehmen würden. Besonders im Sommer sei es dort viel zu dunkel. „Den ganzen Tag nur mit künstlichem Licht, darauf haben viele Leute keine Lust. Die schönste Jahreszeit ist inzwischen der Winter und das Frühjahr, da ist es schön luftig und hell – und man kann seine Zeitung ohne Kunstlicht lesen.“
Nach Auffassung des anonymen Lokalpolitikers schützt die Stadt Oberhausen Bäume insgesamt viel zu sehr – die Baumschutzsatzung, nach der man nur bestimmte Bäume nach Begutachtung und Genehmigung fällen darf, sorge zudem in der Praxis für große Ungerechtigkeiten. Für den Baumschutz werde auch noch „ein teurer Riesenapparat an Personal“ bereit gehalten – hinzu komme die vielköpfige Baumschutzkommission. „Da wird geschützt, was das Zeug hält: Bescheide verschickt, durch ganz Oberhausen gereist, da wird geklagt und verklagt – und alle sind beschäftigt.“
Das Fazit des Briefeschreibers: „Man müsste den Bürger nur mehr, oder besser gesagt, überhaupt beteiligen. Der hat schon Ideen und Vorschläge. Aber das ist wohl immer weniger gewünscht.“