Herr Gieske, angesichts der bevorzugten Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom in die Netze müssen Kohle-/Gasmeiler zwangsabgeschaltet werden. Die wirtschaftliche Lage für Kohlestromerzeuger scheint sich weiter zu verschlechtern. Verdüstert sich damit die Situation für die Steag, die immerhin acht Kohlekraftwerke betreibt? Muss die Steag mehr sparen?
Hartmut Gieske: Nein. Die Steag hat 2012 eine stabile Mittelfristplanung vorgestellt, die nach wie vor gut funktioniert. Schon seinerzeit waren Programme eingeplant, auf deren Basis die Steag ihre Optimierungsmöglichkeiten in den betrieblichen Abläufen prüft. So wurden schon erhebliche Kosteneinsparungen realisiert. Außerdem werden sich 2013 positive Effekte einstellen – aus neuen Ertragsquellen aus Neubauprojekten. Für Investitionen und Projektfinanzierungen steht aktuell ein Kreditrahmen von einer Milliarde Euro zur Verfügung. Es geht also nicht ums Sparen, sondern um nachhaltig wirksame Optimierungen und intelligente Investitionen.
War der Kauf der Anteile an der Steag durch die sechs Revierkommunen ein Fehlkauf?
Nein, ausdrücklich nicht. Wer das behauptet, ist mit der Materie nicht vertraut oder verfolgt möglicherweise eigene Interessen.
Setzen Sie sich dafür ein, dass die beteiligten Ruhrgebietsstädte auf jeden Fall auch noch den übrigen 49 Prozent Anteil für gut 600 Millionen Euro kaufen sollen? Oder halten Sie das angesichts der neuen Umstände nun für falsch?
Es gibt ja keine tatsächlich neuen Umstände. Die Verschlechterung der Rahmenbedingungen ist in der Branche bekannt, die Folgen waren absehbar. Deshalb hat sich die Steag rechtzeitig darauf einstellen können. So liegt die Auslastung der Steag-Kraftwerke im ersten Halbjahr 2013 innerhalb der geplanten Werte – und zwar trotz weiterhin fallender Energiepreise. Das zeigt deutlich, wie konkurrenzfähig die Steag-Kraftwerke sind.
Nach wie vor halten wir den „Steag-Deal“ sowohl wirtschaftlich als auch strategisch für eine ausgesprochen sinnvolle Investition. Deshalb ist auch der Kauf der zweiten Tranche absolut sinnvoll. Wir diskutieren innerhalb des Stadtwerke-Konsortiums nur, wie mit dem 49-Prozent-Evonik-Anteil konkret verfahren werden soll.