Die Ergebnisse der aktuellen Lernstandserhebungen, nach der jeder zehnte Achtklässler massive Probleme in den Fächern Mathematik oder Deutsch hat, überrascht die Lehrergewerkschaft GEW nicht. Eine Pädagogenschelte sei unangebracht, sagt GEW-Frontfrau Cornelia Schiemanowski. Sie verweist auf die sozialen Rahmenbedingungen in der Stadt und klagt eine bildungspolitische Mangelverwaltung an.
Zum Beweis zieht Schiemanowski eine Studie der Bertelsmann-Stiftung heran. Diese habe 2012 gezeigt, dass in Oberhausen fast jedes dritte Kleinkind in Armut aufwächst. Das Ergebnis eines kürzlich ausgewerteten Sprachtests von Vierjährigen sei zudem: Jedes dritte Kind benötigt Sprachförderung, um beim Schulstart keine Probleme zu bekommen.
„Dass zehn Prozent der Achtklässler kaum lesen können, erscheint in diesem Zusammenhang als Folge der Versäumnisse bei der Förderung der Sprachkompetenzen und fehlender Unterstützung im sozialen Kontext etwa durch Schulsozialarbeit“, sagt Cornelia Schiemanowski. Zusammenhänge zwischen Bildungschancen und der sozialen Lage der Familien, in denen die Kinder aufwachsen, seien vielfach bestätigt.
Entschieden weist die Gewerkschaft deshalb die Vorwürfe des FDP-Landtagsabgeordneten Ralf Witzel zurück, dass die Schulen die ungünstigen sozialen Standortbedingungen in Oberhausen als „Beruhigungspille“ sehen und „sich darauf ausruhen könnten“. Schiemanowski: „Lehrerschelte wird der traurigen Realität der Lernstandsergebnisse in keiner Weise gerecht. An Oberhausener Schulen tragen Lehrer trotz immer schwieriger werdenden Bedingungen mit erheblichen und oft von persönlichen Idealismus getragenen Anstrengungen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche bestmöglich gefördert werden. Interessierte Bildungspolitiker können sich darüber jederzeit informieren.“
Schiemanowski plädiert für eine andere Finanzierung der Kommunen, damit Städten mit Kinderarmut und Bildungsbenachteiligungen mehr Geld für Frühförderung und schulische Bildung bekommen.