Oberhausen. An Oberhausener Tankstellen wurde zwischen August 2012 und Juli 2013 in 330 Fällen die Zeche geprellt. Nicht immer steckt böse Absicht dahinter.
330 Mal ist in den vergangenen zwölf Monaten Benzindiebstahl an Oberhausener Tankstellen begangen worden. Das berichtet die Polizei auf NRZ-Anfrage. Allein in diesem Jahr wurde in fast 200 Fällen an der Zapfsäule nach dem Tanken das Weite gesucht, ohne zu bezahlen.
Polizeisprecher Tom Litges: „Allerdings sind die Zahlen seit März wieder rückläufig.“ So habe es im März noch 39 Betrugsfälle an Oberhausener Tankstellen gegeben, im April nur noch 26, im Mai und Juni je 25 und im Juli nur noch 17 Fälle. Litges: „Vielleicht liegt das daran, dass die Tankstellen ihre Überwachungsanlagen aufgerüstet haben.“
Mit der modernen Kameratechnik können die Nummernschilder der Täter glasklar vom Bildschirm abgelesen werden, die Aufnahmen bleiben für eine Woche im Computer gespeichert. Eine Strafanzeige erfolgt meistens einen Tag nach der Tat. Der Duisburger Oberstaatsanwalt Bernhard Englisch erklärt, welche Strafen die Täter erwartet: „Das hängt vom Einzelfall ab und ist darüber hinaus mit vielen juristischen Feinheiten verknüpft.“
Reine Schusseligkeit
Denn nicht immer stecke vorsätzlicher Betrug dahinter, wenn jemand ohne dafür zu zahlen sein Auto volltankt. „In gefühlten 30 Prozent der Fälle ist das reine Schusseligkeit. Dann sind die Leute vielleicht in Eile oder in ihre Gedanken vertieft und fahren einfach wieder weg“, so Bernhard Englisch.
In dem Fall werde zwar auch eine Strafanzeige erstellt, aber meistens kämen die Autofahrer später von selbst noch einmal zur Tankstelle, um ihren Fehler wieder gut zu machen. „Dann wird die Anzeige natürlich fallengelassen.“
Wer jedoch vorsätzlich Tankbetrug begeht, der muss auch mit einer Bestrafung rechnen. So müsse ein unvorbestrafter Ersttäter mit einer Geldbuße und einer Verwarnung rechnen. „Das ist eine Art Warnschuss“, so Englisch. „Wer allerdings öfter erwischt wird, muss irgendwann mit einer Freiheitsstrafe rechnen.“ Das gleiche gilt für Täter, die den Tankbetrug „erwerbs- und bandenmäßig“ betreiben. „Da kommt dann meistens noch der Vorwurf der Urkundenfälschung dazu, weil diese Banden mit gestohlenen Nummernschilder auf das Tankstellengelände fahren“, so der Oberstaatsanwalt.
356 Anzeigen wegen Tankbetrugs
Dass allerdings Tankbetrug mittlerweile zu einem Volkssport wird, wie ein großes Autoportal im Internet Ende Juli berichtete, mag er nicht bestätigen. „Das könnte man dann für alle Delikte sagen und das wäre zu pauschal.“ In diesem Punkt stimmt ihm Carsten Müller, Sprecher des nordrhein-westfälischen Verbandes freier Tankstellen zu: „Diese Delikte – so traurig es auch klingen mag – hat es schon immer gegeben und es wird sie auch immer geben.“
Auf das ganze Jahr 2012 gerechnet gab es laut der Erhebung der Internetseite auto.de 359 Anzeigen wegen Tankbetruges. Statistisch gesehen sind das elf Delikte pro Tankstelle. Damit liegt Oberhausen bundesweit auf Platz 20.