Verspätungen sind ein alltägliches Problem im ÖPNV. Ungünstig ist es vor allem dann, wenn die erste Fahrt des Tages unpünktlich ist und Arbeitnehmer es nicht rechtzeitig zur Arbeit schaffen. Wegen Verspätungen der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) droht einem Rettungsassistenten aus Dümpten nun die Kündigung.

Um das zu verhindern und auf Nummer Sicher zu gehen, läuft er nun morgens zum Hauptbahnhof nach Oberhausen, knapp drei Kilometer. Zwischen 30 und 40 Minuten brauche er für die Strecke. Von Oberhausen fährt er mit dem Regional-Express nach Duisburg.

Denn diese Drohung flatterte ins Haus: „Wir fordern Sie auf, sich an die vorgegebenen Arbeitszeiten zu halten. Sollte es zu weiteren Verspätungen kommen, müssen Sie mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen“, schreibt die Geschäftsführung eines medizinischen Rettungsunternehmens aus Duisburg an Andreas Venske. Um 6 Uhr beginnt seine Schicht, um 4.45 Uhr steht er an der Haltestelle Auf dem Bruch in Mülheim, um 4.52 Uhr soll die Bahn kommen – doch die, klagt Venske, komme eben oft mit deutlicher Verspätung.

Es ist die erste Bahn auf der Linie 102, die morgens Richtung Hauptbahnhof Mülheim fährt, wo Venske in die S-Bahn oder in den Regional-Express Richtung Duisburg einsteigt. „Kommt die Bahn zu spät, erreiche ich den Zug nicht, schaffe also den Dienstbeginn nicht pünktlich.“ Gleich sieben Verstöße mit Verspätungen von bis zu 22 Minuten listet der Arbeitgeber ihm jetzt in der Abmahnung auf.

Dabei, versichert Venske, wolle er natürlich pünktlich sein. Mehrfach, berichtet er, habe er beim MVG-Kundenservice sein Problem dargelegt: „Es hieß dann, ein Fahrer sei ausgefallen oder die Straßenbahn defekt.“ Doch damit konnte er beim Chef nicht auf Verständnis stoßen: Das Unternehmen habe mit ihm und nicht mit der MVG einen Vertrag.

Für die MVG ist der Fall ein Problem. „Normalerweise müsste gerade der erste Kurs am Tag pünktlich sein. Doch Erkrankungen von Fahrern werden uns manchmal auch erst kurzfristig mitgeteilt, so dass wir schon Zeit brauchen, um darauf zu reagieren“, sagt MVG-Sprecher Nils Hoffmann und bedauert, dass auch eine Mobilitäts-Garantie dem jungen Mann in dem Fall nicht helfe. Er müsste die Verspätung erst abwarten, dann ein Taxi rufen und damit zum Bahnhof fahren. „Die Zeit habe ich nicht“, sagt Venske und weiß, dass er keinerlei Risiko mehr eingehen kann. Und läuft deshalb zum Oberhausener Hauptbahnhof.