Sinti, Roma, Kosovaren, Syrer, Afghanen, Iraner, Iraker, Afrikaner und Tschetschenen trifft Kinder- und Kulturkreis-Mitarbeiterin Andrea Schreiber tagtäglich, „total traumatisierte Familien“, sagt sie. Sie alle brauchen ärztliche Hilfe, die Kinder müssen geimpft und durchgecheckt werden, brauchen Kita- und Schulplätze, auch einen Sprachkurs hat der Kinder- und Kulturkreis inzwischen im Angebot. Die Flüchtlinge seien dankbar für die Hilfen, sagt Schreiber. Und doch sind es andere Dinge, die sie eigentlich brauchten: eine Perspektive. Sie alle hätten kein Geld und lebten mit der Angst vor der Abschiebung, dürften aber nicht arbeiten. Eine deprimierende Situation.

Neben der Flüchtlingsarbeit gehörte noch bis zum Ende dieses Schuljahres die Ganztagsbetreuung an der Josefschule zum Angebot des Kinder- und Kulturkreises. Finanziert werden Halbtagskraft und Honorarkräfte mit Mitteln von Stadt und Land. Hinzu kommen Vereinsmittel, Spenden und Beiträge von Fördermitgliedern. Im vergangenen Jahr waren dies 15 000 Euro. Doch es ist immer alles knapp auf Kante.

„Für dieses Jahr haben wir noch ein Loch von 8000 Euro“, sagt Vereinsvorstandsmitglied Holger Füngerlings. Und die Verhandlungen mit dem Jugendbereich der Stadt ließen keinen guten Ausgang erhoffen. „Wir wünschen uns Verstärkung aus Politik und Verwaltung“, sagt er, der selbst als Fachbereichsleiter bei der Stadt arbeitet. „Es wäre fatal, wenn wir unsere Arbeit einstellen müssten. Die Jugendlichen wüssten nichts mit sich anzufangen, würden Blödsinn machen und die Gemeinschaft letzten Endes noch viel mehr Geld kosten.“ Wenn die Kleinen spielen, basteln, tanzen, wenn sie die Chance haben, herauszukommen aus ihrem beschränkten Umfeld, dann steigert das ihr Selbstwertgefühl, sagt Füngerlings.

„Die Kinder haben kaum Ansprüche“, sagt Andrea Schreiber. „Wenn die mal einen Schulausflug in den Kaisergarten machen, ist das eine Sensation für sie. Da reden die drei Tage drüber.“ Und doch sei es so schwierig, die Angebote zu finanzieren. „Das Thema wird immer unter dem Kostenaspekt diskutiert“, sagt Holger Füngerlings. Dabei kenne er eine viel bessere Herangehensweise, eine, die emotional und echt ist – und immer funktioniert: „Ich empfehle jedem Politiker, einmal ein Flüchtlingsheim zu besuchen.“