Oberhausen. . In der katholischen Gemeinde St. Clement gegründet, halten die Herren altes Liedgut in Erinnerung. Tradition mit Nachwuchssorgen. Dabei werden sogar Schlager angestimmt.

Hab’ oft im Kreise der Lieben / In duftigem Grase geruht / Und mir ein Liedlein gesungen, / Und alles war hübsch und gut.“

Das Gedicht „Frisch gesungen“ von Adelbert von Chamisso ist zwar vor Gründung des Männergesangsvereins Cäcilia verfasst worden, der Vereinsvorsitzende Wolfgang Sprock hielt es jedoch für so passend, dass er es bei der Feier zum 160-jährigen Bestehen zitierte. Dazu gab es viele Erinnerungen an Konzerte, Reisen, Wettbewerbe und das Gedenken an zahlreiche Weggefährten. So zum, Beispiel Quirin Rische, der 1931 die musikalische Leitung übernahm und, mit einigen Unterbrechungen, bis 1980 innehatte. Rische war „ein Glücksfall für den Verein“, sagt Wolfgang Sprock und erinnert an das 100-jährige Jubiläum mit der Aufführung der Carmina Burana im Saalbau Kaiserhof sowie an das Festkonzert mit Tenor René Kolle zum 125-Jährigen in der Stadthalle.

„Hab’ einsam auch mich gehärmet / In bangem, düsterem Mut, / Und habe wieder gesungen, / Und alles war wieder gut.“

Gegründet wurde der Männerchor, zu dem bis zu 85 aktive Sänger gehören, von Mitgliedern des damaligen katholischen Jünglingsvereins der Gemeinde St. Clement. Für seinen Vereinsnamen wählte er die heilige Cäcilia von Rom, die Patronin der Kirchenmusik. Erster Vorsitzender wurde Theodor Kusenberg, erster hauptamtlicher Dirigent ab 1854 Friedrich Trellenkamp. Die Familie Trellenkamp blieb dem Verein in verschiedenen Positionen und über Generationen hinweg bis ins Jahr 2011 verbunden.

„Und manches, was ich erfahren, / Verkocht’ ich in stiller Wut, / Und kam ich wieder zu singen, / War alles auch wieder gut.“

„Früher gingen Frauen nicht in Gaststätten“, erzählt Wolfgang Sprock. Und weil Chöre sich nun einmal in Räumen trafen, die zu solchen Schankbetrieben gehörten, habe es so viele Gründungen von reinen Männerchören gegeben in dieser Zeit. Sprock, der auch in einem gemischten Chor singt und nichts gegen das weibliche Geschlecht als solches einzuwenden hat, lobt doch den männlichen Gesang: „Das Repertoire ist ein anderes und der Klang ist anders. Es sind Lieder, die auf Männerstimmen abgestimmt sind. Und die sind irgendwie angenehmer zu hören.“

„Sollst nicht uns lange klagen, / Was alles dir wehe thut. / Nur frisch, nur frisch gesungen! / Und alles wird wieder gut.“

Wolfgang Sprock ist seit 25 Jahren als aktiver Sänger bei Cäcilia Sterkrade. Kaum eine Probe hat er ausgelassen. Doch er weiß, dass vielen Menschen diese Verantwortung zu viel ist. „Die Leute wollen sich nicht binden“, bedauert er. Und auch wenn heute wieder viel mehr gesungen werde als noch vor ein paar Jahren, plagten den Chor die Nachwuchssorgen.

„Es wäre schade, wenn die alten Lieder verloren gingen“, sagt Sprock. Jüngere Interessenten kann er beruhigen: Auch neuere Songs sind im Repertoire, wie „Über sieben Brücken“. Sprocks Lieblingslied heißt „Nimm dir die Zeit“ – von der Kölschrockband De Höhner.

Chor-Proben finden an jedem Dienstag um 20 Uhr in der Gaststätte „Klumpen Moritz“, Bahnhofstraße 30 in Sterkrade, statt. Interessierte sind herzlich willkommen.

Zuvor war die Gaststätte „Broß“ ab 1894 das Vereinslokal. Wilhelm Broß und später sein Sohn Franz Broß und dessen Neffe Klaus-Dieter Broß übernahmen auch den Vereinsvorsitz.