Oberhausen. . Das Schulessen bleibt ein heißes Thema bei Eltern in Oberhausen. Während einige Eltern den Essensbeitrag nicht bezahlen können, sind auch viele, die sich die Mahlzeit leisten können, unglücklich. In vielen Grundschulen ist die Qualität des Essens minderwertig.

Erschreckender Alltag im Offenen Ganztag: Täglich hungern auch in Oberhausen Kinder, weil ihre Eltern den Essensbeitrag nicht bezahlen können. Aber auch die, die sich die warme Mahlzeit leisten können, sind nicht immer glücklich. In vielen Grundschulen ist die Qualität des Essens minderwertig.

So beschwerte sich jetzt ein Vater: „Meine Tochter ist sogar zur Vegetarierin geworden, weil sie das Fleisch so ekelig fand.“ Andere Eltern wunderten sich trotz der Essensgebühr darüber, dass ihr Nachwuchs abends einen Mordshunger an den Tag legte. Auf Nachfrage erhielten sie von ihrem Sohn die Antwort: „In der Schule gab es wieder nur diese aufgewärmte Matsche.“

Tiefkühlkost als vorläufige Lösung

An der Melanchthonschule nehmen 120 von 125 Kindern am Mittagessen teil. Die übrigen fünf verzichten nicht aus Kostengründen, sondern weil sie Allergiker sind – und die Apetito Catering GmbH, über die die städtische Gemeinschaftsgrundschule ihr Essen bezieht, nicht in der Lage ist, sich auf die Nahrungsmittelunverträglichkeiten einzustellen. „Wegen der strengen Hygienevorschriften können sie sich nicht einmal selbst etwas mitbringen, das wir hier warm machen könnten“, ärgert sich Elternvertreterin Simone Kamm.

Während die anderen Kinder zulangten, müssten sich die fünf mit einem Butterbrot begnügen. Eine unbefriedigende Situation, für die Eltern und Ganztagsleitung noch eine Lösung suchen. Mit der Qualität des Essens sei man sonst aber zufrieden, sagt Monika Tokarski (pädagogische Ganztagsleiterin).

Versetzte Essenszeiten

Ich mache den Selbsttest: Es gibt Reis, Erbsen und Möhren, Rindfleischfrikadellen. Das Essen wird gefroren geliefert und zu den Mahlzeiten in der schuleigenen Küche kurz erhitzt. Heiß ist es jedenfalls und es schmeckt tatsächlich. „Bei uns isst jede Klasse mit ihrer Lehrerin und einer Ganztagsmitarbeiterin; die Essenszeiten sind versetzt“, erläutert Tokarski. Was bei Tiefkühlkost kein Problem sei, die werde für jede Klasse extra erwärmt.

Viel bleibt nicht liegen. Auch wenn Emelie (7) die Linsensuppe lieber mag und Linus (6) Hähnchen mit Pommes bevorzugt. Faye (7) hätte lieber Pizza auf dem Speiseplan stehen und Hüseyin (7) Hot Dogs. Ben Gerrit (7) aber ist glücklich: „Ich liebe Erbsen und Möhren!“ Das Mittagessen schmecke ihnen meistens gut, erzählen die Kinder. Manchmal aber auch ein bisschen „bäh“, wirft Linus ein.

Biologische Vollwertkost wäre vielen Eltern lieber 

„Tiefkühlkost bleibt halt Tiefkühlkost“, meint Elternvertreterin Simone Kamm achselzuckend. Biologische Vollwertkost wäre vielen Eltern lieber. „Aber wie viel vollwert bleibt übrig, wenn wir das frisch anliefern lassen, dann aber stundenlang warmhalten?“ fragt Kamm. Die Schulküche sei eine reine Ausgabe-Küche, dort für alle zu kochen, sei unmöglich. Dennoch: „Eine gesündere Ernährung ist unser nächstes Projekt.“ Bislang gibt es schon mal ein gemeinsames Frühstück für alle und reichlich Rohkost – Gemüse und Obst zum Mittagessen und am Nachmittag.

Die Melanchthonschule liegt in keinem Brennpunkt. „Aber es gibt auch bei uns einige Eltern, bei denen zu Hause kaum gekocht wird“, weiß Kamm. Dass fast alle Kinder der Schule eine warme Mahlzeit erhalten, sei nur dem Engagement etlicher Eltern, der Ganztagsmitarbeiterinnen und der Schulsozialarbeiter zu verdanken. „Besserverdienende zahlen eben einfach für ärmere Familien mit“, fasst Kamm zusammen.

Seniorenheime punkten mit frischer Kost

Die Bismarckschule wählte zunächst einen günstigen Anbieter. „Dafür erhielten wir manchmal hochwertige Gerichte, aber meistens minderwertige“, sagt Helmut Wülfing. Vor etwa vier Jahren stieg die Schule auf das Haus Abendfrieden um. „Wir haben jetzt ein sehr ausgewogenes Essen, das auch die Kollegen und ich selbst gerne mit unseren Schülern einnehmen. 2,80 Euro koste eine Mahlzeit, Geringverdiener zahlen 1 Euro.

Information

Die aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes finanzierten Schulsozialarbeiter besuchen Geringverdiener zu Hause, um mit ihnen Förderanträge auszufüllen. Damit verringert sich der Beitrag auf 1€ pro Mahlzeit.

Andrea Repinski von der Kurbel (Kath. Jugendwerk) weiß: „Wir haben etliche Schulen, in denen Kinder hungrig bleiben, weil ihre Eltern knapp über dem Fördersatz liegen und andere Eltern dort nicht einspringen können.“

Die Brüder-Grimm-Schule entschied sich für die Küche des Vincenzhauses, die knapp 500 Meter entfernt liegt. „Das frisch Gekochte landet noch warm auf unseren Tischen“, freut sich Schulleiterin Christel Ostermann. Es gebe stets Gemüse oder Rohkost, viel Obst, einmal in der Woche Fisch. Da viele der Schüler aus Hartz-IV-Familien kommen, hat die Schulleiterin durchgesetzt: „Wer zum Ganztag kommt, nimmt verpflichtend am Mittagessen teil.“ Das verhindere, dass Kinder wie früher ohne Frühstück kämen und bis 16 Uhr durchhungern müssten.

Die Katholische Postwegschule hat sich für einen Oberhausener Caterer entschieden. Nadine Semrau vom Ganztagsleitungsteam: „Die Kinder sind zufrieden.“ Das habe eine Umfrage ergeben. Sie selbst würde sich mehr Abwechselung wünschen. „Es gibt zu viele Nudelgerichte.“

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