Das Jugendparlament (Jupa) fordert mehr Flächen in Oberhausen, an denen Jugendliche ganz legal ihrem Hobby – dem „Sprayen“ -- nachgehen können. Denn davon gibt es offenbar noch viel zu wenige. Mit einem Graffiti-Wettbewerb will man nun auch privaten Eigentümern die Sache schmackhaft machen. Nur hat die gut gemeinte Initiative einen Haken: Ausgerechnet die für das Projekt ausgesuchte Mauer steht unter Denkmalschutz.
Mauer schon besprüht
Mit Mehrheit stimmten die Mitglieder des Jupa in der vergangenen Sitzung für die Begrenzungsmauer des Geländes an der Altenbergerstraße. „Die Mauer am Zentrum Altenberg sieht bereits wüst aus“, begründet der stellvertretende Vorsitzende Lukas Kösling (17) die Wahl des Objekts. Soll bedeuten: Besprüht ist sie ja schon.
Dass das Amt für Denkmalschutz dem im Weg stehen könnte, hatte man dabei wohl nicht genau bedacht: „Geplant ist, dass die Graffitis die industrielle Geschichte des Altenbergs künstlerisch widerspiegeln“, heißt es in einer Erläuterung des geplanten Sprayer-Wettbewerbs. Eine Jury soll über das genaue Motiv entscheiden. Natürlich müsse die Denkmalschutzbehörde „unbedingt einbezogen“ werden. Außerdem wolle man die Pläne in der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen vorstellen.
Obwohl man mit der Wahl eines denkmalgeschützten Objekts gerade den Kritikern von Graffitis ordentlich auf die Füße treten dürfte, denen die „Schmiererei“ an Hauswänden und öffentlichen Gebäuden gegen den Strich geht – einen Unterstützer hat die Initiative im nahen Kulturzentrum Druckluft schon jetzt auf alle Fälle: „Ich finde die Aktion gut. Die Stadtverwaltung sollte für mehr öffentliche Flächen sorgen, wo Jugendliche sich ausprobieren können“, meint Leiter Christoph Kaiser.
Viel mehr Bedarf
Im Druckluft sei das laut Kaiser an verschiedenen Wänden zwar „unproblematisch ohne Anmeldung möglich, aber ansonsten gibt es wenn überhaupt nur Einzelprojekte, die temporär sind“, kritisiert er. Zum Beispiel einen Bauzaun zu gestalten. Dass es hingegen viel mehr Bedarf an Graffiti-Kunst gibt, sogar auf Bürgerseite, glaubt Kaiser fest: „Immer wieder mal rufen Eigentümer hier an, die ihre Garage gestaltet haben wollen. Die vermitteln wir dann an Leute aus der Sprayer-Szene.“
Parlamentarier Lukas Kösling hofft ebenfalls, dass ihre Initiative Nachahmer findet: „Vielleicht gibt es Firmen und private Eigentümer, die sich überzeugen lassen. Dann müssten Jugendliche nicht mehr illegal sprühen.“