Hochbetrieb in der Küche des Kulturzentrums Druckluft. Imy Klein und ihr Team haben alle Hände voll zu tun, um die in Café und Biergarten wartende Kundschaft mit Soya-Gyros, veganer Currywurst oder Veggie-Burgern zu versorgen. Die „Kombüse 22“, ein rein veganes Restaurant, ist sehr beliebt und lockt jede Woche zahlreiche Veganer und Nicht-Veganer an. Leute, die „nur mal ausprobieren“ wollen, ebenso wie Veganer, die sich gezielt im Voraus informiert haben und teils von weit her anreisen, erzählt Imy Klein, Betreiberin der „Kombüse“.

Keine Eier oder Milchprodukte

Die Ernährungs- und Lebensweise, deren Anhänger vollkommen auf tierische Produkte und damit im Unterschied zu Vegetariern auch auf Eier und Milchprodukte verzichten, ist auf dem Weg, sich zu etablieren.

Attila Hildmanns Kochbuch „Vegan for Fit“ eroberte dieses Frühjahr die Bestsellerlisten. Ein Zeichen dafür, dass der sogenannte „Veganismus“ über die vergangenen Jahre starken Zuwachs bekommen hat und nicht mehr nur ein Nischendasein führt. Nach Angaben der Nationalen Verzehrstudie und dem Vegetarierbund VEBU hat sich die Zahl der vegan lebenden Menschen in Deutschland zwischen 2008 und 2012 fast verzehnfacht und liegt nun bei etwa 600 000. Auch in Oberhausen und Umgebung macht sich dies bemerkbar.

Cornelia Jungblut-Wagner vom Bioladen „Keimblatt“ an der Ebert­straße verzeichnet über die vergangenen zwei Jahre einen deutlichen Anstieg in der Nachfrage für vegane Produkte und auch eine gewisse Veränderung ihrer Kundschaft. Veganismus wird salonfähig. Ähnliches berichtet der Pro-Bio Markt mit Filialen im ganzen Ruhrgebiet, unter anderem an der Mülheimer Straße in Oberhausen.

Ein Umstand, den Imy Klein selbstverständlich begrüßt. Ihr Lokal kann auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurückblicken, seit es im Mai 2012 eröffnete und lockt Hungrige von nah und fern. Der Standort im Druckluft ist dabei gut gewählt. Denn Konzerte und das Jugendcafé locken eine große Anzahl Gäste, teils auch aus dem Ausland, in die „Kombüse“. Ein Hauch von Berlin mitten in Oberhausen. Klein sieht das Ruhrgebiet auf Platz drei hinter der Bundeshauptstadt und Hamburg, was das Angebot an veganen Lokalen und Anlaufstellen angeht. Und Oberhausen mit der „Kombüse“ mausert sich zu einem Aushängeschild.

Sogenannte Trend-Veganer, die nicht etwa aus Tierschutzgründen vegan essen, sondern weil es momentan „in“ ist, oder um abzunehmen (durch Bücher wie „Vegan for Fit“), stören die Essenerin kaum. „Lieber aus den falschen Gründen das Richtige tun als umgekehrt“, ist ihre Devise.

Entscheidung fällt im Kopf

Dass zu der Entscheidung, vegan zu leben, mehr gehört, als „in“ sein zu wollen oder ein vages Pflichtgefühl der Umwelt gegenüber, erklärt Jungblut-Wagner vom „Keimblatt“ so: „Der Schritt geht über den Kopf. Zunächst befasst man sich eingehend mit der neuen Lebensweise, bevor man zu mir in den Laden kommt.“ Ein Veganer sei deshalb besser über den Inhalt seiner Nahrung informiert als der landläufige Allesesser.

Dabei hat die Auswahl und Vielfalt mittlerweile deutlich zugenommen. Imy Klein lebt seit 15 Jahren vegan. Damals sei das Angebot noch sehr spärlich gewesen, erinnert sie sich. Heute bekomme sie fast alles auch in einer veganen Variante und in guter Qualität, bis hin zu Desserts, Kuchen und sonstigem Süßkram. So empfiehlt sie ihren Gästen in der „Kombüse“ gerne auch ihr veganes Tiramisu.