Postwegschule lädt die künftigen Erstklässler an sieben Terminen zum Vorab-Unterricht ein. Damit ihnen der Übergang möglichst leicht fällt.

Worauf sich Romy am meisten freut? „Auf die Schultüte!“ Ist klar. Die Fünfjährige befindet sich auf der Zielgeraden zur Einschulung: Anfang September, wenn das neue Schuljahr beginnt, macht Romy den nächsten großen Schritt in ihrem Leben: den vom Kindergarten- zum Schulkind. Mal gucken, wie das so ist, konnte das angehende i-Dötzchen aber schon jetzt gemeinsam mit anderen Oberhausener Kindern. Dass Grundschulen einen Schnuppernachmittag anbieten, damit Kinder kennenlernen, was sie in der 1. Klasse erwartet, ist üblich. Die Postwegschule in Sterkrade geht aber noch ein ganzes Stück weiter: Sie lädt die künftigen Erstklässler in den Wochen vor den Sommerferien für jeweils eine Schulstunde zum Vorab-Unterricht ein – in diesem Jahr zu sieben Terminen.

Der Schnupperschultag beginnt damit, dass sich die Kinder Hand in Hand in einer Zweierreihe aufstellen, bevor es in den Klassenraum geht. Rituale sind wichtig, denn sie schaffen Sicherheit und bringen Ruhe rein in einen vielköpfigen Haufen, der eben noch über den Schulhof tobte.

Jeweils 28 Kinder in einer Klasse

Die Schnupperschule mag einer der Gründe sein, dass die katholische Grundschule am Postweg bei Eltern und Kindern punktet. „Wir haben immer hohe Anmeldezahlen“, sagt Schulleiter Johannes Reinermann.

Die zwei ersten Klassen im kommenden Schuljahr 2013/14 haben die Maximalgröße von jeweils 28 Kindern.

In der Klasse gibt es nach dem Morgengruß gleich eine kleine Hausaufgabe: Lehrerin Cilly Dohle, die bei der Schnupperstunde von Schulleiter Johannes Reinermann, Konrektorin Monika Ratmer und Lehrerin Andrea Herr unterstützt wird, verteilt Bilder zum Ausmalen, auf die die Kinder für die nächste Woche ein Foto von sich kleben sollen. Dann wird gemeinsam gesungen, bevor es spannend wird: Cilly Dohle liest im Sitzkreis die Geschichte „Das kleine Ich bin ich“ vor, in dem ein kleines namenloses Tier lernt: „Ich bin nicht irgendwer, ich bin ich.“ Dohle bezieht die Kinder mit ein, mitten hinein in die Geschichte – und die sind ganz dabei, beantworten fleißig ihre Fragen. Na gut, beim Aufzeigen vor dem Losplappern ist noch Luft nach oben, aber immerhin: Es übt sich. Leo (6) stellt am Schluss fest, dass das Tier „glücklich ist, weil es einen Namen gefunden hat“.

Singen macht Freude

Und ist nach einer weiteren Malrunde selbst ganz glücklich, weil zum Abschluss der in Windeseile vorübergegangenen Schulstunde wieder gesungen wird: „Alle Leut gehn jetzt nach Haus“, was ein Sechsjähriger natürlich schon seit Krabbelgruppen- und/oder Kindergartenzeiten kennt. „Das Singen“, findet Leo nämlich, sei das Beste am Schnupperunterricht.

Singen dient auch als Ritual. „Wir knüpfen an die Rituale im Kindergarten an“, sagt Schulleiter Reinermann. Dahinter steht die Idee, den Kindern den Übergang von der Kita zur Schule möglichst leicht zu machen. Die Kinder lernen sich untereinander und die Pädagogen kennen. „Und wir kriegen Informationen über die Eingangsuntersuchung im Gesundheitsamt hinaus, die wir in Eins-zu-eins-Situationen nicht bekommen würden“, sagt Reinermann. Darüber, wie weit das Sprach- oder das Zahlenverständnis ausgebildet ist, welche Lernvoraussetzungen also da sind.

Das macht auch dem Kollegium der Postwegschule den Start mit den i-Dötzchen leichter. „Das ist die dritte Schule, an der ich unterrichte“, so Reinermann. „Ich habe noch nie so selbstbewusste Kinder zum Schulanfang erlebt wie hier.“

Romys Mutter Betty Köhler findet die Schnupperschule „total super. Die Kinder knüpfen schon Kontakte. Sie kommen hier selbstbewusst an. Die Eingewöhnungszeit ist viel kürzer.“ Für Romy, die keinen ihrer künftigen Mitschüler aus dem Kindergarten kennt, ist das ein echter Vorteil.

Auch Leo freut sich auf die Schulzeit, besonders auf das Lesen- und Schreibenlernen. Romy gefällt an der Schnupperschule „eigentlich alles“. Sie versichert, dass sie schon ganz schön aufgeregt sei, bevor endlich der große Tag der Einschulung kommt. Warum, wo sie doch ganz entspannt wirkt? Ach ja: die Zuckertüte.