Oberhausen. . Das schärfere NRW-Nichtraucherschutzgesetz sorgt bei Wirten und Mitgliedern betroffener Vereine für heftige Kritik. Eine Forderung lautet: In offenen Schützenzelten sollte das Quarzen erlaubt bleiben. Ein Holtener Verein hat scheinbar eine Lösung gefunden: volles Rockkonzert - auch ohne Qualm.

Das schärfere NRW-Nichtraucherschutzgesetz, das alle Ausnahmeregeln fürs Qualmen in Eckkneipen oder bei öffentlichen Veranstaltungen gestrichen hat, sorgt bei Wirten und Mitgliedern betroffener Vereine für heftige Kritik.

Sie sorgen sich, dass noch mehr Gäste fortbleiben als bisher. Die Mitglieder der Bürgerschützengilde Holten haben bei ihrem Schützenfest am Wochenende zumindest eine Lösung gefunden, mehr junge Leute für sich zu gewinnen: Sie haben zum Rockkonzert ins Festzelt geladen.

Mit Erfolg: Die 200 Karten waren schnell ausverkauft – Raucher müssen aber auch hier zum Qualmen raus. „Dieses Gesetz ist Schwachsinn“, sagt Klaus Loose, der sich unterm Raucherpavillon für die alten Ausnahmen ausspricht. „Keiner muss in eine Raucherkneipe, aber die rauchenden Gäste bleiben sonst weg.“ Die Geselligkeit gehe verloren, wenn man zum Quarzen nach draußen müsse, meint der 49-Jährige. „Unser Stammtisch überlegt, im Winter zu Hause im Keller zu bleiben.“

„Freiheitsrechte gehen verloren“

Wolfgang Fischer sitzt mit Frau und Freunden am Bierzelttisch. Der 57-Jährige raucht nicht, das Qualmen habe ihn aber nie gestört. „Unsere Freiheitsrechte bleiben bei all diesen Gesetzen doch auf der Strecke.“ Besonders bei Feiern wie einem Schützenfest sollte es Ausnahmen geben.

Das finden auch die Schützen, die landesweit eine Petition für Sonderregelungen bei Zeltfesten vorbereiten. Einige Holtener werden ihre Unterschrift leisten.

„Für mich macht es einen Unterschied, ob in einem geschlossenen Raum oder in einem offenen Zelt geraucht wird“, sagt dazu Werner Oesterbeck, Gildemeister des Holtener Vereins. Komplett aushebeln sollte man das neue Gesetz aber nicht. „Es ist richtig und wichtig.“ So schwarz wie manch ein anderer Verein wolle er die Zukunft der Schützentradition auch nicht malen, sagt Oesterbeck: „Wir müssen Angebote schaffen, bei denen die Leute trotzdem kommen.“

Im Zelt ist die Stimmung gut. Zur Musik der Rockgruppe „Carolines Night“ tanzen vor der Bühne einige Frauen. Weiter hinten zuckt einer mit den Achseln über das Rauchverbot: „Ich wäre auch mit Rauchern neben mir hierhergekommen“, sagt er und zeigt auf offene Fenster an den Zeltwänden. „Das zieht da raus.“

Nicht das Nichtrauchen mache an diesem Abend den Unterschied, so heißt es von vielen Gästen, sondern das Programm: „Ohne das Konzert wäre ich nicht hierher gekommen“, sagt der Holtener Klaus Loose klar.

Die Holtener Schützen bekommen am Montag einen neuen König. Um 10.30 Uhr beginnt das Schießen auf den Königsvogel, während der Feuerpause um 13 Uhr gibt es Erbsensuppe.

Um 19 Uhr beginnt der Krönungsball im Festzelt am Kastell Holten - ohne Rockmusik, dafür mit der Horst-Schäfer-Band. Der Eintritt ist frei.