Oberhausen. . Betreiber und Eigentümer planen drei große Veranstaltungsblöcke zum Jubiläum. Tag der offenen Tür, Ausstellungen und Wirtschaftsforum im neoklassizistischen Gebäude

Wie wär’s mit einer kleinen Portion Malossol-Kaviar, anschließend eine Seezunge in Weißwein, dazu ein Apollinaris, hinterher noch ein Drei-Sterne-Hennessy, um das Mahl dann mit einem Tässchen Mokka und einer echten Havanna ausklingen zu lassen?

Nicht schlecht, oder? Und das alles für 13,80 – nein, nicht Euro, leider: 13,80 Reichsmark. Es handelt sich schließlich um eine historische Speise- und Getränkekarte des ehemaligen Werksgasthauses der Gutehoffnungshütte in Oberhausen.

Vor 100 Jahren wurde das Haus errichtet. Der runde Geburtstag ist Anlass für den jetzigen Betreiber, der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM), und der Hauseigentümerin, der „Technologiezentrum Umweltschutz Management GmbH“ (TZU), das Jubiläumsjahr gebührend zu feiern. Drei große Veranstaltungsblöcke haben TZU-Geschäftsführer Klaus Lerch und Touristik-TMO-Mitarbeiterin Steffi Frank dabei im Auge.

Tag der offenen Tür

Am 13. Oktober ist ein Tag der offenen Tür vorgesehen. Hier können alle interessierten Bürger Einblick in die Architektur und Geschichte des Hauses nehmen. Fachleute begleiten die Besucher durch das Gebäude und erklären alle Details. Außerdem werden historische Filme gezeigt.

Wer sich auf die Führungen einlässt, kann die beeindruckende Dachkonstruktion besichtigen – sie ist nicht wie in anderen Häusern aus Holz, sondern aus Stahl. Wie sollte es auch anders sein.

Außerdem ist geplant, dass sich an diesem Tag ehemalige Mitarbeiter treffen, um vom einstigen Treiben im Werksgasthaus zu berichten. Die eine oder andere unterhaltsame Geschichte aus der Zeit, als das Haus noch über eine eigene Kegelbahn und einen gut gefüllten Weinkeller verfügte, dürfte dabei wohl erzählt werden.

Historische Speisekarte

Ab dem Tag der offenen Tür am 13. Oktober ist auch eine große Fotoausstellung mit Dokumenten über das Werksgasthaus zu besichtigen. Um an authentisches Material zu kommen, hat sich das TZU mit der Universität Bochum in Verbindung gesetzt. „Diplomanden recherchieren für uns“, sagt TZU-Chef Lerch.

In Verbindung stehe man auch mit der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv, mit dem Thyssen-Krupp-Konzernarchiv, dem Haniel-Archiv, dem GHH-Archiv in Köln und dem Landschaftsverband Rheinland. „Gefunden haben wir auch schon das eine oder andere, zum Beispiel den alten Bauantrag“, sagt Lerch.

Auch die historische Speisekarte mit den sensationell preiswert anmutenden Gerichten, Getränken und Rauchwaren gehört dazu. Ein weiterer Fund aus dem GHH-Archiv: eine Anweisung von 1915, den Gebrauch von Fremdwörtern auf Hinweisschildern zu unterlassen. Statt Garderobe, Telefon oder Billardzimmer müsse es Kleiderständer, Fernsprecheinrichtung und Spielzimmer heißen.

Weitere Quellen gesucht 

1923 wurde ein Fachvortrag über das Thema „Elektrisches Fernsehen“ angepriesen. Für historische Fotos und weitere Quellen aus eventuellem Privatbesitz sind die Organisatoren natürlich dankbar.

Den letzten Veranstaltungsblock markiert das für den 16. Oktober geplante Wirtschaftsforum, das hochkarätig besetzt werden soll. Passend zum Jubiläum lautet das Thema: „100 Jahre Werksgasthaus – Wandel als Chance“.

Zeitzeugen gesucht

Die Gutehoffnungshütte ließ einst das Werksgasthaus errichten, um ihre Konzernzentrale an der Essener Straße in Oberhausen aufzuwerten.

Der Entwurf des Hauses stammt aus der Feder des Architekten Carl Weigle. Das von einem Park umgebene, teilweise mit neoklassizistischen Stilmitteln konzipierte Gebäude diente nicht nur der Bewirtung und Unterbringung von Firmengästen. Es bot auch Besprechungsräume und einen großen Saal mit einer Bühne, der für Veranstaltungen verschiedener Art zur Verfügung stand.

Denkmalschutz seit 1987

In seiner stärksten Nutzungszeit wurde das Gebäude in drei Funktionsbereichen für Mittagessen von bis zu 4000 Personen genutzt. Neben dem Hauptsaal existierten ein Gäste-Casino, in dem etwa 100 Personen Platz fanden, und ein kleines Direktoren-Casino. Beide zeichneten sich durch einen Kellnerservice aus. Anno 1987 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Neuen Mitte und den Vorbereitungen zur Internationalen Bau-Ausstellung Emscherpark (IBA) wurde das Konzept eines Technologiezentrums Umweltschutz (TZU) entwickelt, in das dieses historische Gebäude integriert werden sollte. Bei einem internationaler Architektenwettbewerb 1991 bekam das französische Team Reichen et Robert (Paris) den Zuschlag.

Seit 1993 ist nun das TZU Eigentümer des Werksgasthauses. Betreiber ist die ebenfalls stadteigene Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM).