Alte Postkarten haben so einen beschaulichen Charme. Gleichzeitig sind sie die Garantie für Aha-Erlebnisse: „So hat es hier also einmal ausgesehen.“ Genau 172 solch überraschender Ansichten Oberhausens zeigt das Buch „Alt-Oberhausen 1900 bis 1930“. Für Marita Arntz (63) erfüllte sich damit ein Traum. „Ich sammle seit 35 Jahren Ansichtspostkarten für ein Heimatbuch“, erzählt die ehemalige Krankenschwester. Sie hat den Band gemeinsam mit Historiker und Kulturwissenschaftler Dirk-Marko Hampel (48) gestaltet. Der erklärt: „Das Buch ist mehr als ein Bildband.“

„Alt Oberhausen 1900 bis 1930“ ist ein historischer Rundgang, bei dem immer wieder auch der Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. „Sie können das Buch in die Hand nehmen und damit durch die Stadt laufen“, sagt Hampel. Zur besseren Orientierung steht am Anfang jeden Kapitels eine Straßenkarte. Darauf finden sich die nummerierten Stadtszenerien. Titelbild und Postkarte Nummer 1 zeigen nicht von ungefähr den Bahnhof. „Unsere Fotoreise durch die Geschichte Oberhausens zwischen 1900 und 1930 beginnt auf dem Bahnhof, der Keimzelle der Stadt“, schreibt Hampel.

Alle Karten wurden verschickt

Für den Spaziergänger, der wissen möchte, wie sich Vergangenes heute darstellt, gibt es sogar eine Standortbeschreibung des Postkartenfotografen. Hampel: „Auf der am 12. August 1901 verschickten Ansicht blickt der Fotograf von Südwesten auf die 1887/88 entstandene repräsentative Bahnsteighalle des Oberhausener Bahnhofs.“

Aber der Bahnhof macht ja nur den Anfang der Ansichten, die Marita Arntz und Dirk-Marko Hampel aus 3000 gesammelten Postkarten auswählten, was bestimmt keine leichte Aufgabe war. Vom Bahnhof führen die Motive in die Innenstadt. Fokussieren sich dann auf den „Strukturwandel – Von der ,Styrumer Eisenindustrie’ zum Friedensplatz“. Dümpten, das Marienviertel, Lirich und Styrum werden unter anderem gezeigt. Dabei haben alle Postkarten eines gemeinsam: „Sie wurden tatsächlich verschickt“, sagt Marita Arntz. Eine der ältesten fotografischen Postkarten zeigt eine Ansicht der Christuskirche mit einem montierten Medaillon der Herz Jesu Kirche. „Diese Karte wurde am 23. April 1899 abgestempelt“, erzählt die Sammlerin.

Die geschichtsträchtige Tour endet schließlich an ihrem Ausgangspunkt – dem Bahnhof. Und ja, man darf sich mit dem Buch natürlich auch einfach nur in einen Sessel setzen.

„Alt-Oberhausen – 1900 bis 1930“ ist im Berliner Verlag „Culturcon medien“ Bernd Oeljeschlägers erschienen. ISBN 978-3-941092-97-6. Es kostet 19,95 Euro.