Oberhausen.. Vom Tackenberg in die ehemalige Hauptschule Lirich: Kleinerer Umbau und klimatisierter Anbau nötig
Für eine jahrelange Hängepartie ist eine Lösung in Sicht. Wenn die Politik zustimmt, wird das Stadtarchiv, das seit Jahren in viel zu kleinen und mittlerweile auch sehr maroden Räumlichkeiten auf dem Tackenberg untergebracht ist, wohl schon im nächsten Jahr eine neue Adresse haben: die ehemalige Hauptschule Lirich an der Eschenstraße 60. „Damit wären wir die nächsten zehn bis 20 Jahre gut aufgestellt“, ist Kämmerer und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras überzeugt.
Am neuen Standort hätte das Stadtarchiv – statt bisher rund 1000 – dann alles in allem etwa 1700 Quadratmeter zur Verfügung. Der sogenannte „Neubauteil“ der bisherigen Schule müsste dazu „kleinere Umbaumaßnahmen“ erfahren, zusätzlich wird als Magazinhalle ein Anbau benötigt, der 480 Quadratmeter Archivfläche auf zwei Etagen bietet und – wegen der schweren Archivschränke – spezielle Anforderungen an die Tragfähigkeit erfüllen. Zum Schutz der historischen Dokumente ist zudem eine besondere Klimatisierung erforderlich. „Einen solchen Anbau müssten wir aber an jedem Standort errichten“, erklärt Tsalastras. Die Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) ist derzeit damit beschäftigt, den Kostenrahmen zu berechnen.
Gemeinsame Projekte zur Stadtgeschichte?
Im Gegenzug soll das Gelände, auf dem derzeit noch die Tackenberg-Grundschule und das Stadtarchiv beheimatet sind, nach Auslaufen der Grundschule vermarktet werden: „Wir haben schließlich nur ein begrenztes Investitionsvolumen und müssen gucken, wie wir’s hinkriegen“, so Tsalastras. Auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle für die Entscheidung zugunsten des neuen Standorts: Ins derzeitige marode Archiv-Gebäude am Tackenberg noch zu investieren, wäre rausgeschmissenes Geld. Mit dem Umzug kann man allerdings nicht mehr lange warten: Die letzten Winter haben dem Gebäude mit Kälte und Wasserschäden arg zugesetzt. Das baldige Auslaufen der benachbarten Grundschule, in die noch vor einigen Jahren investiert worden war, bietet die Chance auf zeitnahe Gegenfinanzierung. Andere Standort-Überlegungen – etwa die Hauptschule Eisenheim – waren daran gescheitert, dass keine entsprechend schnelle Realisierung möglich wäre.
Was noch für den jetzt gefundenen Standort spricht: Auf dem Gelände an der Eschenstraße ist im Altbau der Schule eine Außenstelle der Volkshochschule untergebracht, mit der dann gemeinsame Projekte in Sachen Stadtgeschichte möglich würden. Was Stadtarchivleiter Dr. Otto Dickau außerdem freut: „Es gibt an der Eschenstraße auch Ausstellungsflächen, die zum Beispiel historische Vereine nutzen könnten – und alles wird barrierefrei erreichbar sein. Apropos Erreichbarkeit: Drei Buslinien (Haltestelle Wunderstr. 935, 955, 995) halten in der Nähe und ein Autobahnanschluss ist auch nicht weit.
Das Stadtarchiv hatte schon mehrere Standorte
Das stetig wachsende Oberhausener Stadtarchiv hat im Verlauf seines 75-jährigen Bestehens schon mehrfach seinen Standort wechseln müssen: Es nahm am 1. Juni 1938 seine Arbeit im Rathaus an der Schwartzstraße auf. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine große Anzahl von Dokumenten auf die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz gebracht, andere wurden auf der 6. Sohle der Zeche Oberhausen eingelagert.
1948 zog das Archiv in fünf Räume des Elsa-Brändström-Gymnasiums um, wo es – wegen steigender Schülerzahlen – 1955 wieder weichen musste. Neues Domizil für die nächstem neun Jahre war dann die Moltkeschule. Da die Zahl der Unterlagen stetig wuchs, wurden auch diese Räumlichkeiten zu klein. 1964 wurde nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten gesucht – und schließlich in einem Seitenflügel von Schloss Oberhausen gefunden. Die Akten fanden – nach einem Umbau – im ehemaligen Pferdestall ihren Platz, die frühere Kutscherstube wurde zum Lesesaal. Im Zuge der Umgestaltung des Schlosses wurde das Stadtarchiv 1995 auf das Gelände der Tackenbergschule verlegt.