Oberhausen. Das Oberhausener Handwerk sorgt sich um Arbeitsplätze und ihren Fortbestand. Grund dafür ist der Sparkurs der Stadt. Der Etat für Sanierungen sinkt und Aufträge sollen zu größeren Paketen zusammengeschnürt und europaweit ausgeschrieben werden. Dabei könnten lokale Firmen auf der Strecke bleiben.

Das Oberhausener Handwerk zeigt sich über den drastischen Sparkurs der Stadt in den nächsten zehn Jahren äußerst besorgt: Es sinkt nicht nur der Etat für Reparaturen an öffentlichen Gebäuden um einige Millionen Euro im Jahr, sondern die Stadt überlegt sogar, mehrere Aufträge zu dicken Paketen zu schnüren und über ihre Tochter „Oberhausener Gebäudemanagement“ (OGM) europaweit auszuschreiben.

Die Gutachter der renommierten Unternehmensberatung „Ernst & Young“, die die OGM von Kopf bis Fuß untersuchten, hatten dies empfohlen: Aufträge zusammenfassen, Bieterkreis ausweiten.

Keine Bürgschaft für große Aufträge

„Dabei bleiben viele lokale Firmen auf der Strecke, den europaweiten Wettbewerb können die kleinen Betriebe nicht packen, weil sie für so große Ausschreibungen nicht die notwendige Bürgschaft von der Bank erhalten“, sagt Ralf Geese, Obermeister der Baugewerks-Innung. „Wir haben keine Angst vor Konkurrenz, aber wir wollen fairen Wettbewerb. Sonst sind unzählige sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Gefahr“, sagt Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff.

Immerhin sieht aber „Ernst & Young“ bei Wartungsverträgen, Gebäudesanierung und -unterhalt ein Einsparpotenzial von bis zu 15 Prozent, wenn man Aufträge zu großen Paketen bündelt und den Ausschreibungsradius ausweitet.

„Auswärtige sind nach dem Auftrag weg"

Die Spitze des örtlichen Handwerks hält das für eine Milchmädchen-Rechnung. „Für die gesamte Stadt ist das am Ende gar nicht billiger, sondern teurer. Das hat man bereits in Mülheim erfahren“, sagt Bischoff. Als Vorteile, einheimische Handwerker einzubinden, wertet Bischoff die Nähe des Handwerks vor Ort für schnelle Dienstleistungen, das stärkere Bemühen um Qualität derjenigen, die in der Stadt ihren guten Ruf halten wollen, die hohe Zahl an Ausbildungsplätzen und die große Zahl an tariflich bezahlter Beschäftigter. „Auswärtige sind nach dem Auftrag weg, kommen nicht wieder. Sie zahlen hier keine Steuern, schaffen keine Jobs.“

Bei EU-weiten Ausschreibungen bestehe die Gefahr, dass nur Generalunternehmer zum Zuge kommen, die mit Sub-Sub-Firmen Billiglöhner Arbeiten verrichten lassen. „Werden örtliche Handwerker nicht beschäftigt, wird der Stadt massiv Kaufkraft entzogen“, sagt Geese. Barbara Pezzei, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, appelliert an die gesellschaftliche Verantwortung der Stadtoberen. „Man kann nicht nur die OGM ansehen, sondern muss die Folgekosten beachten.“ In Mülheim und Oberhausen arbeiteten 2500 Handwerksbetriebe mit 25 000 Arbeitsplätzen.