Das hat Peter Giesecke in all seinen Dienstjahren noch nicht erlebt: Einen Blumenstrauß überreichte ihm gestern eine Anwohnerin aus Tackenberg, nachdem der 59-Jährige die amerikanische Zehn-Zentner-Bombe an der Riesenstraße erfolgreich entschärft hatte. „Es tut gut zu sehen, dass unsere Arbeit so wert geschätzt wird“, sagt der Oberhausener Truppführer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf.
44 Minuten hatte Giesecke benötigt, um den Tackenberger Blindgänger zu entschärfen. Die Bombe war Donnerstag auf einem Privatgrundstück gefunden worden, das bebaut werden soll. Kritisch war die Lage des Blindgängers: Ab 11.30 Uhr war unter enormem personellen Einsatz von Stadt, Polizei, Feuerwehr, Autobahnpolizei und vielen Hilfsorganisationen das Gelände einen Kilometer um den Fundort an 42 Stellen abgesperrt worden. In dem Umkreis herrschte Ausgangssperre, evakuiert wurden 4000 Menschen im Umkreis von 500 Metern.
Sogar Politessen abkommandiert
Über 120 Mann waren vor Ort unterwegs. Das Ordnungsamt hatte sogar Politessen abkommandiert. Trotz eineinhalbstündiger Sperrung der A 516 sowie überörtlich wichtiger Straßen blieb das große Chaos aber aus. Busse hatten rund zehn Minuten Verspätung. Irritiert waren einzelne Fahrer, weil sie Umleitungen nicht rechtzeitig erkannt hatten. Über 60 Mann waren mit den 76 Krankentransporten beschäftigt: Ab 8 Uhr wurden Senioren aus dem räumenden Elly-Heuss-Heim und Privatwohnungen nach Rothebusch gebracht.
Um 11.58 Uhr konnte der Alstadener Giesecke mit dem Team loslegen. Einsatzleiter Reiner Süselbeck gab den Start: „Moin Moin. Schöne Grüße an Giesecke, er kann jetzt Hand anlegen.“ Eine Stunde war für die Entschärfung einkalkuliert worden. Die amerikanische Bombe sei vom Bau her aufwendiger, hatte es zunächst geheißen. Giesecke stellt später klar: „Es gibt kein mehr oder weniger aufwändig. Jede einzelne Entschärfung ist gefährlich.“ Problematisch sei der Boden im mehrere Meter tiefen Bauloch gewesen, in dem der Blindgänger entschärft wurde. „Alle 20 Sekunden musste ich meine Füße aus dem Schlamm ziehen.“
Dick mit Matsch verkrustet ist auch die Bombe. Gut konserviert sei sie, so Giesecke. „Die hätte noch 50 Jahre so gelegen.“ Dass die Bombe weg ist, freut besonders die Frau mit den Blumen: „Ich habe 60 Jahre auf der Bombe gelebt.“