Einen Kontrapunkt setzen Kirchenmusikausschuss und das Presbyterium der Evangelischen Christuskirchengemeinde zu den üblichen Feiern zum 200. Geburtstag Richard Wagners am 22. Mai. Sie bieten an diesem Tag eine Veranstaltung mit spätromantischen Liedern jüdischer Komponisten um 1900 an. „Das war der Tag der weißen Chrysanthemen“ heißt deshalb der Liederabend zum Wagner-Jubiläum.

Der Hintergrund dieser Entscheidung: Trotz unterschiedlicher Interpretations- und Erklärungsmodelle, blieben die antisemitischen Tendenzen und die judenfeindlichen Äußerungen Wagners, gerade gegenüber jüdischen Musikern (z.B. Mendelssohn-Bartholdy oder Offenbach), unbestritten. Als Christuskirchengemeinde seien sie sich der jüdischen Wurzeln ihres Glaubens bewusst. Sie wüssten sich der Erinnerung und Verantwortung verpflichtet, die aus der Geschichte heraus - auch aus der eigenen Kirchengeschichte - zum Widersand gegen alle antisemitischen und rassistischen Traditionen und Meinungen auffordert.

Deshalb erklingen in der Christuskirche zum Wagner-Jubiläum Lieder, die im „Dritten Reich“ als „undeutsch“ abgetan wurden. Andererseits haben gerade jüdische Komponisten wie Gustav Mahler, Alban Berg, Arnold Schönberg oder Erich Wolfgang Korngold Wagners Musik geschätzt und intensiv studiert. Man könnte sogar so weit gehen: Ohne Wagner wäre diese spätromantische Musik um 1900 nicht entstanden.

Unter dem Motto „Das war der Tag der weißen Chrysanthemen“ soll der Gegensatz zwischen Ablehnung und Epigonentum Wagners nachgespürt werden. Die Mezzosopranistin Mareike Schellenberger aus Paris wird Ausschnitte aus den „Wunderhornliedern“ von Gustav Mahler, den Sieben frühen Liedern von Alban Berg oder das „Lied der Waldtaube“ aus den „Gurreliedern“ von Arnold Schönberg singen, begleitet am Klavier von Kantor Konrad Paul. Außerdem erklingt Klaviermusik zu vier Händen von Franz Schubert und ein Satz aus der 6. Sinfonie von Gustav Mahler. Und das alles am 25. Mai um 20 Uhr in die Christuskirche (Nohlstraße). Karten: 8 Euro an der Abendkasse.