Oberhausen. .

Weit über die wirtschaftliche Bedeutung der sich nun in Insolvenz befindlichen „August Heine Baugesellschaft AG“ für Oberhausen hinaus war das 1919 gegründete Unternehmen dank seines jahrzehntelangen Erfolgs ein bundesweit positiver Imageträger für die Stadt als Ort innovativer Industrietechnik und moderner Baudesigns.

Aufsichtsratsvorsitzender Ewald Lammert hatte zum 90-jährigen Bestehen die Geschichte des Unternehmens Revue passieren lassen. Den Artikel geben wir hier gekürzt wieder:

„1919 gründete der 30-jährige Bauingenieur August Heine mit seinem Partner Maciniak eine Bauunternehmung in der aufstrebenden Industriestadt Oberhausen. Sie wickelte Lohnarbeiten für Firmen der Schwerindustrie ab und verlieh Walzen für den Straßenbau. Heine war bereits in den 1920er Jahren mit dem Neubau anspruchsvoller Kanalbauten (Hauptsammler rund um den Oberhausener Hauptbahnhof) beschäftigt, auch weil Heine das günstige Messervortriebsverfahren entwickelt hatte.

Beton-Gießturm von vielen bestaunt

Ab 1925 errichtete das Unternehmen in einer ,Notstandsarbeit‘ mit Arbeitslosen das RWO-Stadion Niederrhein. 1927 erhielt Heine den Auftrag für den Rohbau des Rathauses Oberhausen. Dabei setzte August Heine für die Betonarbeiten erstmals einen von den Zeitgenossen bestaunten, über den Aufzug befüllten Gießturm ein.

1930 begann eine 30 Jahre währende Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft. Große Bautätigkeit entfaltete Heine beim Bau der „Neuen Emscher“ sowie im Zuge der Erhöhung der Rheindeiche bei Duisburg-Walsum. 1936 wurde Heine mit einem Baulos der Autobahn 2 bei Recklinghausen beauftragt. So war Heine schon 20 Jahre nach Gründung in vielen Sparten tätig: Im Kanalbau, Erdbau, Wasserbau, Ingenieurbau und Hochbau. Sogar erste schlüsselfertige Wohnungsbauten entstanden im Ruhrgebiet. Im Weltkrieg war Heine beim Bau des Westwalls und von Bunkern im Einsatz.

1950 wurde Heine erneut beim Bau der Autobahnen aktiv – einer der Schwerpunkte der Unternehmenstätigkeit, in dem bis zu 300 Mitarbeiter beschäftigt sind. Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland setzte Heine Scraper und Schubraupen beim Erdbau ein. 1956 erhielt Heine den Auftrag für die Erdarbeiten der geplanten Kokerei Zollverein.

Bis 1986 schuf Heine 50 Kaufhäuser für das Unternehmen Kaufhalle. Ab 1965 zog Heine auch Klinik-Hochhäuser hoch – zunächst in Hattingen. Bei Schering, Scholven Chemie und Marl Hüls entstanden anspruchsvolle Industriebauten. Heine beteiligte sich am Neubauprogramm für Schulen und entwickelte eine Mischbauweise mit auf der Baustelle gefertigten Balken, Stützen und Decken. So entstand auch die größte NRW-Gesamtschule in Gelsenkirchen.

Heine baute mit der EVO das erste Heliumturbinenkraftwerk in Sterkrade, errichtete Heizkraftwerke, Turbinenhäuser, Umspannstationen und Müllverbrennungsanlagen in Oberhausen und Hamm. In den 90er Jahren zeichnete Heine in Oberhausen für den Bau der Parkhäuser am Centro verantwortlich, schuf 2007 mit dem „Boulevard Berlin“ aus drei veralteten Häusern (Hertie, Karstadt, Wertheim) das modernste Warenhaus der Hauptstadt. Die im Herbst 2008 übergebenen Bauvorhaben Forum Duisburg, Fachmarktcenter Dümptener Tor, das Bauvorhaben „Boulevard Berlin“ aus dem Jahr 2009, die Landessparkasse zu Oldenburg, Stadthausgalerie Andernach zeigen, zu welcher Leistung die Mitarbeiter von Heine und die Gesellschaft fähig sind.“