Immer mehr Geschäfte in den Randbereichen Sterkrades stehen leer. 2011 startete die Sterkrader Interessengemeinschaft Stig mit dem Immobilienmakler Ruhrwert Immobilien und Beteiligungs GmbH eine Kooperation, um leer stehende Geschäfte schneller wieder zu füllen. Zum dritten Grundeigentümertag in Sterkrade sprachen wir mit Sven Haferkamp von Ruhrwert, Robbie Schlagböhmer und Manfred Flore von der Stig.

Muss man sich nicht von der Idee verabschieden, dass eine Innenstadt Einkaufszone ist?

Schlagböhmer: Auf keinen Fall, warum?

Immer mehr Läden stehen leer.

Schlagböhmer: Im Kern ist die Fußgängerzone intakt. In den Randbereichen haben wir Probleme, ja, aber das haben andere Standorte auch und wir suchen dafür kreative Lösungen.

2011 war eine dieser kreativen Lösungen eine Kooperation mit Ruhrwert. Was hat’s gebracht?

Haferkamp: Wir wollten Eigentümer an einen Tisch bringen. Dazu haben wir jetzt den dritten Grundeigentümertag erfolgreich mit über 40 Teilnehmern organisiert. Wir müssen aber immer noch mit bestimmten Vorstellungen aufräumen, mit überhöhten Mietvorstellungen etwa. Und es reicht nicht, einen handgeschriebenen Zettel in Schaufenster zu legen, der „Zu vermieten“ sagt. Eigentümer müssen stärker auf uns zukommen. Sie rufen uns häufig leider erst an, wenn das Kind schon im Brunnen ist.

Wie viele Anfragen bekommen Sie im Monat?

Haferkamp: Die Anzahl der Anfragen variiert sehr stark von Monat zu Monat. Auch vermarkten wir nicht alle Ladenlokale in der Sterkrader Innenstadt. Das wollen wir natürlich weiter steigern. Nach dem Grundeigentümertag werden wir die Eigentümer und Vermieter noch einmal gezielt anschreiben.

Schlagböhmer: Zu unserer Kooperation gehört auch eine Datenbank, die Firmen über den Besatz und über leerstehende Ladenlokale informiert. Ruhrwert pflegt diese, aber auch da sind wir auf Eigentümer angewiesen.

Wie hoch ist der Leerstand derzeit?

Haferkamp: Seit 2010 hat er sich in den Toplagen verbessert. Damals waren es 5,7 Prozent von 140 Ladenlokalen, heute sind es 4,25 %.

An den Randlagen dürfte der Prozentsatz sehr viel höher sein.

Haferkamp: Die Randlagen sind nicht eingerechnet. Letztlich gibt es immer A- und B-Lagen. In Sterkrade sind viele Flächen zu klein, die Lokale müssten umgebaut werden, die Fassaden sind alt.

Die Mieten sind rasant in den Keller gegangen, welches Argument haben Sie da gegenüber den Eigentümern zu investieren?

Schlagböhmer: Die Nettokaltmiete für eine gewerbliche Fläche ist seit 2003 zurückgegangen, ja, um etwa 50 Prozent.

Haferkamp: In den Randbereichen liegt sie zwischen 5 bis 7 Euro.

Schlagböhmer: Sterkrade hat aber langfristig eine gute Perspektive. Wir haben eine intakte und gut angebundene Innenstadt mit einer guten Infrastruktur im Gesundheits- und Dienstleistungssektor. Bei der Frage, wie wir Sterkrade stärken können, spielt das Gutachten der Industrie- und Handelskammer eine zentrale Rolle. Das Gutachten wird im Herbst fertig sein, dann werden viele Ruhrgebietsstädte auf Sterkrade schauen, wir werden ein Modell für andere Fußgängerzonen sein.

Flore: Gleichzeitig können wir nicht nur von Privateigentümern verlangen zu investieren. Die öffentliche Hand muss da ebenfalls etwas tun.

Schlagböhmer: Dass halte ich allerdings für ambitioniert. Wir müssen uns selbst helfen. Ein Beispiel kann sein, dass wir bestimmte Immobilien selbst entwickeln wie etwa das ehemalige „Kaiser & Ganz“-Haus, bei dem sich gerade die Rahmenbedingungen verändert haben. Die Eigentümer, die S&K-Gruppe, sind in Schwierigkeiten geraten. Sobald der rechtliche Status geklärt ist, wollen wir als Stig einen neuen Anlauf nehmen und prüfen, ob wir die Immobilie kaufen und entwickeln können.