Von einem, der auszog, etwas Neues zu wagen: Am Sonntagnachmittag lud Georg Immich, freier Film- und Medienjournalist, Gäste der Kurzfilmtage dazu ein, sich mit ihm auf die Spuren von Christoph Schlingensief zu begeben, des Filmemachers, Theaterregisseurs, Autors und Aktionskünstlers, dessen Karriere bereits im Kindesalter mit Kurzfilmen begann und der im August 2010 gestorben ist. Zehn Interessenten hatten sich in die Teilnehmer-Liste eingetragen – und fanden sich tatsächlich am Treffpunkt ein. Für die erste thematische Stadtführung während des Festivals ein kleiner Erfolg für den Veranstalter.

Einen ganzen Aktenordner voller Informationen und Abbildungen im Gepäck, begann Immich seine Exkursion mit Informationen zur Geschichte Oberhausens – merkte dass ihn einige Teilnehmer seiner Führung nicht verstanden und setzte daher seine Ausführungen in englischer Sprache fort.

Zwei Diebe klaueneine Tasche

Wer Schlingensief als großen Sohn Oberhausens würdigen will, kann sich eigentlich nur auf die Jahre von seiner Geburt 1960 bis zum Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium beziehen, denn danach ging er nach München, wo er eigentlich Film studieren wollte, jedoch erst einmal mit Germanistik und Philosophie startete. Seither hatte er im Grunde in Oberhausen nur noch die Familie und Freunde. 1983 kam er zurück ins Revier und wählte Mülheim als Adresse. „Wegen des Kontaktes zu Helge Schneider?“, fragte jemand. Vielleicht. Da war selbst Immich überfragt.

Dass die Inschrift auf der Erinnerungstafel an der Apotheke, die einst Schlingensiefs Vater führte, nicht stimmt, gab er zu. Sie behauptet nämlich, dass Schlingensief dort von 1960 bis 2010 gewohnt habe. „Seine Mutter hat sie in Auftrag gegeben, sie wollte es so.“ Das Personal der Apotheke hatte auch etwas mit der Entwicklung des jungen Schlingensief zu tun. „Es half in der 70er Jahren immer mal aus, wenn Christoph einen Film drehte“ – zum Beispiel einen Slapstick als Achtjähriger: Zwei Diebe klauen eine Tasche, werden geschnappt, müssen ins Gefängnis, fliehen auf Kettcars, sterben bei einem Unfall.

Solche Anekdoten hatte Immich zuhauf dabei. Seine Tour mit den Stationen Altmarkt, Schlingensief­straße, Herz-Jesu-Kirche, Lichtburg-Kino, Kurzfilm-Villa, Theater, Heinrich-Heine-Gymnasium entließ die Teilnehmer mit einer Fülle von Daten und Fakten, die man nicht im Internet nachlesen kann.