Seit dem 1. Mai gilt das absolute Rauchverbot in der Gastronomie. Gäste im Oberhausener „Uerige Treff“ diskutierten am Vorabend lebhaft über das Für und Wider.

Die letzte Zigarette ist geraucht, der Tabakqualm komplett verzogen. Seit gestern gilt in Nordrhein-Westfalen das von der rot-grünen Landesregierung auf den Weg gebrachte absolute Rauchverbot in der Gastronomie. Für viele Gäste des „Uerige Treffs“ am Friedensplatz stirbt damit ein Stück des alten Ruhrgebiets. Am Vorabend, bevor das Verbot in Kraft trat, diskutierten sie über Bevormundung und den Schutz der Gesundheit. Den passenden Rahmen lieferten dabei ein bis in die letzten Minuten spannendes Halbfinalspiel der Dortmunder Borussia und der allseits beliebte Tanz in den Mai.

„Kneipe ist Kultur“

„Wir müssen nicht in die Oper gehen, unsere Kneipe ist unser Kulturort“, findet Eddi Werner, der in seiner gewohnten Stammrunde mit Freunden zusammensitzt. „Da gehört die Zigarette einfach dazu. Und das sage ich als Nichtraucher.“ Er hätte es befürwortet, wenn die bisherige Regelung mit Raucher- und Nichtraucherbereichen weiter bestehen würden.

Seine Frau Anneliese, im Gegensatz zu ihm seit vielen Jahrzehnten Raucherin, kann da nur zustimmen. „Wir können den Aspekt des Gesundheitsschutzes nachvollziehen. Aber mit der Bevormundung von oben herab haben wir ein Problem.“

684 Betriebe in Oberhausen betroffen

In Oberhausen sind 684 Gastronomiebetriebe von der Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes betroffen.

Eine Eingewöhnungsphase an das neue Gesetz werde es in Oberhausen nicht geben, so die Stadt. Für verschärfte Kontrollen fehle aber das Personal.

In die gleiche Kerbe schlägt auch Sitznachbarin Inge Haumann. „Dass man in der Gastronomie, wo die Gäste auch essen können, nicht mehr rauchen darf, ist absolut in Ordnung und dafür habe ich auch Verständnis. Aber die gemütliche Atmosphäre in den Kneipen wird dadurch verloren gehen.“ Eine Zigarette zum Pils gehöre dazu. „Ein Kneipensterben wird sicherlich nicht ausbleiben“, ist Inge Haumann überzeugt. „Zudem habe ich die Befürchtung, dass ich so weniger mit meinen Freunden zusammensitzen werde, da wir sowohl Raucher wie Nichtraucher in der Gruppe haben.“

Diese düstere Prognose will Rolf Becker nicht ganz teilen. „Bei uns wird sich nicht viel ändern. Ich glaube, dass nach einer gewissen Übergangszeit auch wieder Normalität eintreten wird.“ Aus seiner Warte werden aber einige Wirte stark zu kämpfen haben.

„Für mich sind das die Anfänge einer demokratischen Diktatur“, findet Heiner Dehorn, Mitinhaber des Uerige Treffs, drastische Worte zum Rauchverbot. „Die bisherige Gesetzeslage war absolut ausreichend. Wir haben erst vor wenigen Jahren 40 000 Euro in eine Abluftanlage und einen Raucherraum investiert.“ Ob die Gäste in Zukunft ausbleiben werden, sei ungewiss. „Das lässt sich natürlich schwer sagen. Ich glaube schon, dass mancher Kollege schließen muss.“