Oberhausen..
Kann man Luft zerlegen? Ja, man kann. Ein weithin sichtbares Zeichen dafür ist der neue, über 65 Meter hohe Luftzerlegerturm der Firma Air Liquide nahe der A 3. Gestern wurde die 60 Millionen Euro teure Investition offiziell eröffnet. Es ist die größte Anlage ihrer Art in Deutschland.
Gemeinsam mit den drei bereits bestehenden Anlagen können am Standort Oberhausen nun täglich bis zu 4000 Tonnen Sauerstoff, 6000 Tonnen Stickstoff und 180 Tonnen Argon gewonnen werden. Was mit den Gasen gemacht wird? Sauerstoff ist zum Beispiel unentbehrlich in der Stahlindustrie und als medizinisches Gas bei der Beatmung und der Behandlung von Atemwegserkrankungen. Stickstoff benötigt die chemische sowie die Lebensmittel-Industrie.
170 Grad unter Null
Wie funktioniert so ein Luftzerleger? Die Umgebungsluft wird angesaugt, gereinigt, verdichtet und auf 170 Grad unter Null abgekühlt. In der 65 Meter hohen Trennsäule schließlich – für deren Errichtung wurden in den vergangenen drei Jahren rund 400 Tonnen und Stahl und 1300 Kubikmeter Beton verbaut – wird die Luft in ihre Bestandteile zerlegt.
Ein Teil der gewonnenen Gase wird in ein Rohrleitungssystem eingespeist, ein anderer verflüssigt, in Tanks gefüllt und per Tankwagen zu den Kunden gefahren. Das Pipelinenetz von Air Liquid umfasst 500 Kilometer, Großkunden, insbesondere aus der Stahlindustrie, werden darüber direkt beliefert. In NRW versorgt die Firma 12 000 Kunden.
Als Zeichen für das Vertrauen in den Standort Oberhausen bezeichnete der Vorsitzende der Geschäftsführung von Air Liquide Deutschland, Thomas Pfützenreuter, die Investition. Die Anlage sei ein neues Symbol für die Stadt und ein Wahrzeichen sowohl für den Strukturwandel als auch das wirtschaftliche Potenzial der Region. Und sie werde langfristig zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Neben Vertretern von Stadt und Land konnte er gestern viele Kundenvertreter begrüßen.
Günther Horetzky lobt unternehmerischen Mut
„Industrie im Ruhrgebiet ist kein Auslaufmodell“, meinte Wirtschaftsstaatssekretär Günther Horzetzky, der zugleich den unternehmerischen Mut heraushob. „Ohne Air Liquide als wichtiger Basislieferant sind viele Wertschöpfungsketten in Nordrhein-Westfalen nicht denkbar.“
Klar, dass sich auch Oberbürgermeister Klaus Wehling über die Investition freute. Und er warb für das weitere Engagement von Firmen, denn Oberhausen sei ein vorzüglicher Standort. Dem Gasproduzenten wünschte er für die Zukunft auch weiterhin viel „Air-Folg“.