Verblüfft blickte Harald Graf an einem Tag im Februar aus einem Fenster seiner Wohnung an der Dienststraße 64/66. Schaute er doch direkt auf ein Wartestellenhäuschen der Stoag, das am Abend zuvor noch nicht dort gestanden hatte. „In der Früh waren Arbeiter angerückt und hatten das Häuschen aufgestellt“, bestätigen auch Ralf Weißenborn und Ralf Leipold, ebenfalls Wohnungs-Eigentümer in dem Sechs-Parteien-Haus.

Feten von Nachtschwärmern

Graf und die übrigen Hausbewohner reagierten wenig begeistert auf den Neubau. Der kuschelt sich direkt an den schmalen Streifen Vorgarten und präsentiert allen Bewohnern seine Rückseite. Die Anwohner halten das Häuschen für sinnlos: „Es steigt niemand an dieser Haltestelle in die Busse der Linie 954.“ Lediglich ein auf der anderen Straßenseite liegendes Wartehaus würde genutzt, leider auch oft für Feten von Nachtschwärmern. Graf wandte sich an die Stoag, weil alle Hausbewohner über das neue Bauwerk „nur den Kopf“ schüttelten.

Zunächst habe er mit einer Sachbearbeiterin gesprochen. Als die Frau sich nicht mehr meldete, rief Graf den Stoag-Vorstand Werner Overkamp an. Das Ergebnis: Ein höfliches Schreiben, aber keine Zahlen über die Auslastung der Haltestelle. In dem Brief steht, dass die Haltestelle bereits Ende der 90er Jahre behindertengerecht umgebaut wurde und: „Im Jahr 2009 entschieden wir, ebenfalls im Rahmen eines Haltestellenförderprogramms, die Haltestelle darüber hinaus mit einer Wartehalle in Richtung Hirschkamp auszustatten.“ Im Februar dieses Jahres sei dies dann umgesetzt worden. Stoag-Sprecherin Sabine Müller bestätigt: „Wir bauen seit 15 Jahren Haltestellen um, um die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs zu verbessern.“ Zunächst würden sie behindertengerecht gestaltet, dann mit einem Wetterschutz versehen. Ein Häuschen sollten alle Haltestellen bekommen, falls das baulich möglich ist. Auch solche, bei denen nur wenig Leute einsteigen oder nur eine Linie verkehrt. Auch an der Haltestelle Herzog-/Sperberstraße, an der ein Wetterschutz erst auf-, dann wieder abgebaut wurde, könne bald wieder ein Wetterschutz stehen. Zur Erinnerung: Die Haltestelle sollte gestrichen werden, bleibt nach Protesten von Bürgern aber doch erhalten.