Es ist zugewuchert und nur wenige Quadratmeter groß, doch für Manfred Ronig hat die Grünfläche an der Weierstraße einen hohen Wert. Seit zehn Jahren streitet der Sterkrader mit der Stadtverwaltung über die Besitzverhältnisse dieser Fläche – vor Gericht, in Beschwerdebriefen, mit Hilfe mehrerer Anwälte. Nun bittet er die Redaktion um Hilfe.

Die Stadt habe ihm sein Grundstück weggenommen, behauptet Ronig. Der Sterkrader erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt, von Enteignung, Veruntreuung von Steuergeldern und Begünstigung ist die Rede. Wiederholt hat er Anzeige erstattet – bisher ist jedes Verfahren aber eingestellt worden.

Den Anfang hat diese Auseinandersetzung 1971 genommen. Ronig führte ein Unternehmen an der Weierstraße. Die ungepflegte städtische Grünfläche vor seinem Gebäude war ihm ein Dorn im Auge. Die Stadt hielt das Grundstück für einen künftigen Ausbau der Weierstraße frei, es war aber ungenutzt. Mit Ronig schloss die Verwaltung deshalb einen so genannten Überlassungsvertrag. Die Stadt blieb Eigentümerin, überließ Ronig aber den Besitz an der Fläche, die er nach eigenen Angaben in den kommenden Jahren für rund 30 000 D-Mark herrichtete.

Gericht hat gegen ihn entschieden

Diesen Überlassungsvertrag kann Ronig auch vorzeigen, der Streit dreht sich aber um ein zweites Dokument, das ihm Eigentumsrechte zugeschrieben haben soll. Nur: Dieses Dokument hat Ronig nicht mehr, in der Verwaltung wird die Existenz bestritten. Nur einen Brief des ehemaligen Kämmerers Bernhard Elsenrath kann Manfred Ronig vorzeigen, dessen Worte für ihn die Existenz des zweiten Vertrags beweisen. Das Amtsgericht hat dies jedoch in einem Verfahren bereits zurückgewiesen.

Entscheidend ist dieser zweite Vertrag, seit sich Manfred Ronig mit seinem Nachbarn verkracht hatte. Letztlich ging es nur um umgestoßene Blumenkübel und eine absperrende Plastikkette, die Ronig auf der hergerichteten Fläche aufgestellt hatte. Die Stadt schritt ein: Das Gelände sei öffentlich, hieß es, Absperrungen zu unterlassen. Ronigs Briefe gingen bis an den Stadtobersten, es sei sein Grundstück, sagt er damals wie heute, da könne er Absperrungen aufstellen wie es ihm beliebe.

Kanalbau: „Grundlos“

Zwei Jahre später nahm die Stadt die Grünfläche zurück, weil Abwasserkanal und Straßenführung an der Weierstraße – wie einst angedacht – ausgebaut wurden. Ronig sieht einen Zusammenhang, glaubt, man habe ihn als unbequemen Bürger enteignet. Er beginnt zu recherchieren, trifft auf alte Kanalbebauungen, die seiner Einschätzung nach nicht rechtens seien. Der bestehende Kanal sei vollkommen in Ordnung gewesen, der neue lediglich für zwei Wohnhäuser gebaut worden.

Dicke Ordner mit Akten bringt er zu Gesprächen mit, Skizzen fertigte er an. „Der neue Kanal wurde nur gebaut, um die Kanalbebauung zu verschleiern. Dafür haben sie mir mein Grundstück weggenommen“, behauptet Ronig eisern.