Petra Kassner arbeitet seit knapp 16 Jahren für einen Ambulanten Pflegedienst.Trotz des Zeitdruckes versucht sie, den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden

Der Tag beginnt für Petra Kassner bereits früh am Morgen. „Um halb fünf stehe ich für die Frühschicht auf. Um sechs bin ich in der Zentrale.“ Die ausgebildete Krankenpflegehelferin ist seit knapp 16 Jahren in der ambulanten Pflege bei Z.A.K. (Zentrale Ambulante Krankenpflege) tätig. Die NRZ begleitete die Helferin auf ihrem Weg von Patient zu Patient und erhielt einen Einblick in ihre Arbeit.

Etwa 1650 Oberhausener wurden Ende 2011 von einem ambulanten Pflegedienst zu Hause betreut. Der Umfang der Pflege kann dabei von der einfachen Medikamentengabe bis hin zur Unterstützung bei der Körperhygiene reichen.

Bevor Kassner ihren Dienst aufnimmt, gilt es, Medikamente einzupacken, aber auch schon Büroarbeiten zu erledigen. „Die Buchführung nimmt leider einen größer werdenden Teil der Zeit in Anspruch“, so Kassner. Dann geht es aber los, die ersten Patienten warten.

Die 82-jährige Silvia Ferlemann ist eine von ihnen. „Sie bekommt viermal am Tag Medikamente, drei mal in der Woche helfen wir beim Duschen“, erzählt Kassner. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie die Damen mit mir umgehen. Wir können auch mal in Ruhe bei einer Tasse Kakao zusammensitzen“, freut sich Ferlemann auf den Besuch von Kassner und ihren Kolleginnen.

So entspannt wie bei Silvia Ferlemann laufen die Patientenbesuche nicht immer ab. „Wenn man in eine komplett verwahrloste Wohnung kommt, macht man sich Gedanken. Das sind schon Bilder, bei denen man sich fragt, wie ein Mensch so leben kann.“ Auch solche Fälle begegnen Kassner auf ihrer Tour, die sie im 12-Tages-Dienst absolviert.

So etwa bei ihrem zweiten Halt, einem alkoholkranken Mann, der bei einem Unfall ein Bein verlor und zudem mit einer Krebserkrankung zu kämpfen hat. „Das kann man nicht hinter sich lassen.“ Auch das Schicksal eines Mannes in seinen frühen Fünfzigern, der durch einen Schlaganfall stark beeinträchtigt ist, stimmt nachdenklich. Insgesamt 24 Patienten wird Kassner am Ende ihrer Tour betreut haben.

Nicht einfach weiterfahren

Und das sorgt für psychische Belastungen. „Wir wollen diesen Menschen helfen, aber oft sind uns die Hände gebunden“, sagt Kassner auf dem Weg zum nächsten Halt. Sie erzählt von Lebensmitteln, die an Patienten verteilt, oder Geld, das für ausstehende Mieten zusammengetragen wurde. „Wir machen vieles zusätzlich zu unseren Aufgaben.“ Dazu gehören Hilfen bei Anträgen zur Pflegestufe und die Vermittlung an weitere Institutionen.

„Man kann nicht die Türe hinter sich schließen und einfach weiterfahren. Ich muss mir sicher sein, dass der Patient gut versorgt ist und ich ihn alleine lassen kann.“ Anderes Verhalten könne sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.

Die Arbeit ist aber auch körperlich anspruchsvoll, immerhin gilt es, im Minutentakt Stockwerk um Stockwerk zu erklimmen. Was ist Kassners Motivation? „Ich bekomme sehr viel von den Patienten zurück. Ein ‘Dankeschön’ reicht eigentlich zur Bestätigung aus.“