Oberhausen. .

In einer Kiste ist bei Manfred Koppers ist ein Schatz versteckt. Ab und an geht er in den Keller und öffnet die Schachtel mit einer Kostbarkeit. Das monströse Gerät mit Tonbandschleifen und klobigen Knöpfen wirkt wie eine Zeitmaschine. Ein Tastendruck lässt Koppers reisen – 50 Jahre zurück, in die Luise-Albertz-Halle. Das ZDF übertrug in unserer Stadt auf den Tag genau vor einem halben Jahrhundert ihre erste Live-Unterhaltungssendung überhaupt – und der 74-Jährige Oberhausener stand als junger Bursche auf der Bühne.

„Das sind einfach wunderbare Erinnerungen“, sagt Manfred Koppers. Gerade hat er die alte Tonbandaufnahme noch einmal abgespielt. „Herz-lich Will-kom-me-n!“, haben die Lautsprecher der alten Abspielanlage mit Rauschen und Knarzen ausgespuckt. Das war der Name der Unterhaltungssendung aus den 60er Jahren. Zur Eröffnung der hiesigen Stadthalle kam der Sender mit großem Gerätschaften. „Die sind mit vier, fünf Übertragungswagen angereist“, erinnert sich Koppers. „Alleine 1000 Meter Kabel wurden kreuz und quer durch die Halle verlegt.“ Von schnurlosem Protz konnten die Techniker damals nur träumen, hinter der Bühne wurde klassisch gewuselt. Damalige Musik- und Unterhaltungsstars bereiteten sich auf die Sendung vor. Koppers war mittendrin. Und das nicht alleine.

Musiker aus der Region

„Die TV-Leute haben Musiker aus der Region gesucht – und unsere Gruppe ‚Die drei Dötze’ gefunden.“ Also stand er gemeinsam mit Theo Behle und Adolf Gerhards plötzlich zwischen Stars. Koppers: „Moderator Otto Höpfner, Opernsänger Rudolf Schock, Schauspieler Hubsy von Meyerinck – das waren doch große Leute für uns.“

Koppers spult mit dem Tonbandgerät hin und her. Die gesamte Sendung hat er aufgezeichnet, kann die Melodien noch mitsingen. „Herz-lich Will-ko-m-men!“ Und weiter: „…was die Kohlenstadt, alles zu bieten hat“. Oberhausen, damals ein beschäftigter Ort der Montanindustrie, prägte das Thema der Sendung maßgeblich.

Da erzählten Bergleute von ihrer Arbeit unter Tage, eine Live-Schalte ließ einen Kumpel von Zeche Concordia aus 1000 Metern Tiefe ein „Glück auf“ in Echtzeit übertragen - damals eine Sensation. Und zwischen Sterkrade und Alt-Oberhausen gab es noch eine gerne gepflegte Rivalität. Koppers spult. Ein Zuschauer erklärt auf dem Band die kleinen, aber feinen Unterschiede: „Sterkrade hat das Geld – Oberhausen den schönen Namen.“

Nach der Show gab’s Liebesbriefe

„Natürlich waren wir aufgeregt“, sagt Manfred Koppers. Die Dötze (übersetzt: Die Kleinen) waren damals Mitte 20 und erhielten nach der Show Liebesbriefe. „Die Stadthalle war rappelvoll, es gab ein großes Orchester, für uns ein unvergessliches Erlebnis.“ Auf der Bühne war die Nervosität schnell verflogen – schon vorher durften die Dötze die Luft des großen Showgeschäfts schnuppern. „Wir hatten eine eigene Garderobe und dort hat irgendjemand ständig Sachen hin und her getragen.“ Beachtliche drei Tage probten Moderatoren und Gäste für die Live-Premiere des Senders. Die Stars gingen danach ins Hotel, die Dötze fuhren nach Hause. Koppers: „Da wir in der Nähe wohnten, konnten wir zwischen den Proben zum Mittagessen einfach nach Hause fahren.“

Ein Auftritt, der in den Erinnerungen ewig haften bleiben wird – und den es beinah gar nicht gegeben hätte. Manfred Koppers, damals Spieler bei RWO, trug noch drei Tage vorher nach einer Sportverletzung einen Gips am Bein. Zum Auftritt war er wieder fit. „Gerade rechtzeitig!“

Das Tonband bleibt für Koppers und seine Mitstreiter ein echter Schatz. Noch wertvoller ist wohl nur noch ein rarer Bildmitschnitt der Sendung, der selbst in den Archiven der Fernsehanstalten versunken scheint. Das gute Stück suchen die Dötze seit fünf Jahrzehnten vergeblich.