Das Opfer einer Gewalttat trifft kurz vor dem Gerichtsprozess auf seinen Peiniger. Eine Frau mit Kind begegnet dem gewalttätigen Ehemann. Panik macht sich breit, eine Situation, die sich häufig auch im Amtsgericht Oberhausen abspielt. Damit Zeugen künftig dieser nicht mehr ausgesetzt sind, richtete das Amtsgericht Oberhausen nun ein Zeugenbetreuungszimmer ein, in dem sich schutzbedürftige Opfer vor ihrem Prozess aufhalten können.

„Wir hatten Schwierigkeiten, Zeugen unterzubringen, die nicht mit den Angeklagten in Kontakt kommen wollen“, erläutert Berthold Bendorf, Direktor des Amtsgerichts. Eine Ausweichmöglichkeit schaffte nun die Initiative des Arbeitskreises Gewalt Oberhausen in Zusammenarbeit mit dem Amtsgericht, der Polizei und dem Oberhausener Anwaltsverein. Finanziell unterstützt wurde die Einrichtung samt Spielzeug vom Verein Weißer Ring.

Eine graue Polstercouch, ein lilafarbener Sessel, ein weißer Tisch und weiße Vorhänge - so sieht das neue Betreuungszimmer im Amtsgericht aus, dass seit dem 1. Februar in Benutzung ist. Eine blaue Spielecke steht für Kinder bereit. Die Möglichkeit das Zimmer abzusperren, sorgt für die nötige Sicherheit.

Sobald sich ein Zeuge unwohl fühlt, kann er den Raum in Anspruch nehmen. Oft seien es aber die Anwälte oder Mitarbeiter gemeinnütziger Initiativen, wie die des Weißen Rings, die sich an die Verwaltung des Amtsgerichts wenden und nach Sicherheitsmaßnahmen für ihre Klienten bitten. „Der Bedarf ist da. Es kommt nicht selten vor, dass Zeugen unmittelbar vor dem Sitzungssaal bedroht werden.“

Gedacht sei das Zimmer vor allem für Mütter und Kinder, aber auch andere Prozessbeteiligte können sich den Schlüssel in der Verwaltung abholen. Die „Besucher“ sind jedoch eigenverantwortlich, eine professionelle Betreuung der Zeugen wird nicht gestellt. „Eine ausgebildete Pädagogin zur Zeugenbetreuung gibt es nur beim Landesgericht. Auf diese können wir punktuell zurückgreifen, aber das kommt hier nicht sehr häufig vor“, erklärt Bettina Blös, Geschäftsleiterin des Amtsgerichts.

Allein der Richter ist schließlich über den Aufenthaltsort der Zeugen informiert. Mit einem Telefon kann der Richter schließlich mit ihnen in Kontakt treten.

„Es besteht auch die Möglichkeit, Kinder in diesem Raum zu verhören.“ So solle den Kleinen die Angst vor dem offiziellen Gerichtssaal genommen werden.