Monika Reuschenbach, Vorsitzende der Verdi-Fachgruppe-Kindertageseinrichtungen in Oberhausen, nimmt zum Artikel „Löwenzahn-Kita öffnet bis 20 Uhr“ Stellung.
Reuschenbach schreibt: „Kindertageseinrichtungen sind die erste Institution im Bildungssystem und diesen Anspruch wollen die pädagogischen Fachkräfte fach- und sachgerecht erfüllen und nicht, indem sie die Kinder vorbereitend fürs Schlafengehen baden und vor den Fernseher setzen. Welchem hohen Druck sich die Kolleginnen und Kollegen aufgrund ihres hohen Verantwortungsgefühles ausgesetzt fühlen, machen die hohen Belastungsrückmeldungen aus dem Bereich deutlich.“
Weiter heißt es in der Stellungnahme der Gewerkschafterin: „Mit meist personeller Unterbesetzung halten die pädagogischen Fachkräfte trotz der daraus resultierenden physischen und psychischen Überlastung den Fachstandard aufrecht. Dies im Rahmen der angebotenen Serviceleistung, welche Öffnungszeiten von 50 Stunden vorhält. Die Arbeitssituation in den Kitas bezeichnen wir bereits jetzt als alarmierend.
Mit Duldung der Träger können Pausenzeiten nicht genommen werden. Öffnungszeiten werden ausgedehnt und das Schreiben von Bildungsdokumentationen als nicht bezahlte Wochenendarbeit angesehen. Arbeitsverträge werden dagegen trotz Personalmangels immer noch befristet oder als Kombination von festen Stunden und variabler Zeit ausgestellt. [...]
Öffnungszeiten bis 20 Uhr dürfen keine Schule machen. Viele Eltern, vor allem Alleinerziehende, sind auf Kitaplätze angewiesen, wenn sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollen. Davon betroffen sind auch die pädagogischen Fachkräfte. Diese sind in der Regel Alleinerziehende und/ oder Alleinverdienende. Auch deren Kinder warten darauf, abgeholt zu werden.
Falls die Löwenzahn-Öffnungszeiten flächendeckend Schule machen, ist die qualitativ hochwertige Bildung in den Kitas nicht mehr gesichert. Es macht keinen Sinn, die Kita-Öffnungszeiten den immer perverseren Arbeitszeiten anzugleichen. Wir brauchen eine Debatte, in der wieder menschen- und familienfreundliche Arbeitszeiten im Fokus stehen, auch wenn das bedeutet, dass nicht mehr bis 22 Uhr geshoppt werden kann. Sonst reden wir bald über die 24-Uhr-Kita.“