Oberhausen. . Der bisher so lukrative Müllofen GMVA gerät gleich mehrfach unter Druck. Die Erlöse sinken stark und die Verbrennungs-Preise stehen auf dem Prüfstand.

Die einstige Gelddruck-Maschine mit Super-Renditen von gut 24 Prozent, der Liricher Müllofen GMVA, entwickelt sich zum Sorgenkind der Stadt. Mit 200 Arbeitsplätzen, einer Gewerbesteuer-Zahlung in Millionen-Höhe, einer Gewinnausschüttung von bis zu sechs Millionen Euro und Aufträgen an überwiegend örtliche Handwerkerbetriebe in Höhe von zwölf Millionen Euro im Jahr ist die halb kommunale und halb private Müllverbrennungsanlage ein wirtschaftlicher Segen für Oberhausen.

Doch die Zukunft der GMVA verdüstert sich: Sinkende Marktpreise für die Verbrennung von Gewerbeabfall und die Überzeugung von Gerichten und Preisprüfern, die Müllofenbetreiber Remondis, Oberhausen und Duisburg hätten Privatleuten für Hausmüll rechtswidrig zu hohe Verbrennungskosten berechnet, bringen die Gewinne in Gefahr. Allein der schlechte Müllmarkt sorgt dafür, dass der GMVA-Gewinn von 24 Millionen Euro im Jahre 2008 auf 15 Millionen 2011 und 13 Millionen 2012 schrumpft - für 2013 rechnet man mit einer weiteren Halbierung des Gewinns auf 6,3 Millionen.

Schlimmer noch: Sollten die Preisprüfer der Bezirksregierung meinen, der rechtlich erlaubte Preis für Hausmüll sei deutlich geringer als die heutigen 175 Euro pro Tonne, dann drohen Verluste und am Ende die Pleite.

Dieses Szenario stellen zumindest die GMVA-Geschäftsführer Ingo Schellenberger und Maria Guthoff auf. „Wenn wir nur noch 100 Euro pro Tonne Hausmüll berechnen dürfen, dann kann man hier die Lichter ausdrehen“, sagt Schellenberger im Interview mit der WAZ. Derzeit nimmt die GMVA den Kommunen Oberhausen, Duisburg und Kleve knapp 175 Euro pro Tonne Hausmüll ab. Für den mühsam auf dem freien Markt hereingeholten Gewerbemüll zur Auslastung des Müllofens kann man aber derzeit nur 50 Euro pro Tonne erzielen: Sonst wandere der Abfall in andere Öfen, meint Schellenberger. Ohne den Gewerbemüll müssten die Preise für Hausmüll sogar noch höher sein, um die GMVA betreiben zu können.

Kapazität von 580 000 Tonnen

Die GMVA-Chefs verteidigen den mehr als drei Mal so hohen Preis für Hausmüll: „Wir haben den Preis mit zwei Gutachten und unabhängigen Sachverständigen geprüft: Er ist gerechtfertigt“, sagt Maria Guthoff. Auf Wunsch der Politik in den 90er Jahren, nach den Abfallplanungen der Bezirksregierungen, sei die GMVA-Anlage um die Jahrtausendwende mit einer Kapazität für 580 000 Tonnen kommunalen Hausmüll ausgerüstet worden. Tatsächlich fallen im Jahr jetzt aber nur noch 280 000 Tonnen Hausmüll an - die über 20 Jahre abzuschreibenden Baukosten für die zu große GMVA bleiben jedoch gleich. Diese quasi durch die politische Fehlplanung entstandenen Basiskosten, die einen Großteil des Müllpreises ausmachen, müssten nach Auffassung der GMVA-Chefs die Bürger tragen. Auf dem freien Markt seien sie jedenfalls derzeit nicht zu erzielen. „Einige Richter glauben, man könne eine solche Anlage je nach Bedarf verkleinern. Doch selbst wenn ich einen Kessel abschalte, bleiben die Abschreibungskosten dafür gleich hoch - mir gingen dann aber auch noch Einnahmen verloren.“

Vergleich mit Mietwohnungshaus

Schellenberger vergleicht das mit einem zu groß geplanten neuen Mietwohnungshaus, dessen Kapazität man über seine Lebensdauer auch nicht verändern könne: „Wenn ich dann nur die Hälfte der Wohnungen belegen kann, dann kann ich die Kredite für den Bau nicht bedienen. Nehme ich aber für die anderen Wohnungen billigere Mieten, erziele ich doch noch die nötigen Gelder.“ Das sei schließlich besser als pleite zu gehen. Das Modell funktioniere aber nicht mehr, wenn die Mieter mit den hohen Mieten plötzlich weniger Geld zahlen wollten.