Vor 25 Jahren schloss die Kokerei Osterfeld mit damals 600 Mitarbeitern. Erinnerungsstücke an die letzte Schicht. Reizthema der Ehemaligen: Gartendom

Stolz waren sie in der Belegschaft. Sogar Oberbürgermeisterin Luise Albertz kam nach Osterfeld, am 15. März 1973, um mit einem Fingerdruck jene neue Koksofenanlage in Betrieb zu nehmen, die die Ruhrkohle AG (RAG) als modernste Kokerei in ganz Europa gebaut hatte. „Wir dachten, das ist ‘was für immer, hier bleibst du bis zur Rente“, erinnert sich Jörg Beckmann. Nur 15 Jahre sollten vergehen, bis die RAG am 13. März 1988 die Kokerei wieder schließt. Es ist das Ende eines „Familienbetriebes“, wie der ehemalige Betriebsratsvorsitzende sagt, ein familiärer Betrieb mit damals 600 Mitarbeitern.

Startschuss fiel vor 120 Jahren

25 Jahre später, auf dem Kokereigelände grünt heute der Olga-Park, sitzt Beckmann mit mehr als 100 seiner ehemaligen Kollegen in der Gaststätte Reimann. Trotz all der Jahre erkennt man einander, die Stimmung ist gut, schnell ist vergessen, welch’ bitteres Jubiläum die Männer und Frauen feiern. Nicht nur das sei es, sagt Beckmann schnell: „Vor 120 Jahren ging die erste Anlage der Kokerei in Betrieb, das darf man nicht vergessen.“

1893 ließ die GHH die Kokerei bauen, die schnell mehr als 3500 Tonnen Koks produzierte und zusammen mit der Kokerei Jacobi bald den kompletten Bedarf der Hüttenwerke Oberhausen befriedigte. Nachfrage, Krieg und ökologische Auflagen trieben steten Wandel mit der Anlage: In den 70er Jahren wurde sie abgerissen und jene moderne neue gebaut.

In dieser Zeit kam Ingelore Kremser nach Osterfeld, 18 Jahre war sie alt, als sie Platz am Schreibtisch des Betriebsbüros nahm. „Ich bin in dem Betrieb quasi groß geworden“, sagt die heute 60-Jährige. Genau erinnert sie sich noch an die alte Garderobe, die in einem der Sitzungsräume den Gästen vorbehalten war. „Als ich 1988 nach Homburg versetzt wurde, durfte ich die Garderobe mitnehmen. Ein schönes Stück Erinnerung.“

Ein schlechtes Licht hingegen werfe der Gartendom auf das Gelände der ehemaligen Zeche und Kokerei, meint Wilhelm Schneider. Wütend macht es den ehemaligen Betriebsführer, dass das einstige Kokskohlenmischlager verfällt. „Das ist wirklich eine Schande, die mit geringen Mitteln zu verhindern gewesen wäre.“ Schneider war bei der RAG für die Wiedernutzung stillgelegter Industrieflächen zuständig, auch bei der Auslobung zur Olga in Osterfeld war er dabei.

Mit der heutigen Nutzung ist er nicht zufrieden: „Die Olga wäre langfristig gelungen, wenn diese Fläche einer Kommune übertragen worden wäre, die auch finanziell zu so etwas im Stande war.“