Oberhausen. Menschen kreieren Wunschbilder im Angesicht ihres Todes. Ihre Motive sind Erinnerungen und Symbole. Kunst hilft, Abschied zu nehmen

. Diese Bilder sind etwas Besonderes. Sie sind Zeugnisse eines Menschenlebens kurz vor dessen Ende, entstanden im Hospiz. Und wie Kunsttherapeutin Carola Haferkamp erfahren hat: „Für die Angehörigen der Verstorbenen haben diese Bilder oft eine sehr große Bedeutung.“ Sind sie doch letzte Spuren. Einige dieser Pastellkreide-Arbeiten mit dem Titel „Farben des Lebens – Erfahrungen aus dem Hospiz“ sind noch bis Ostersonntag, 31.März, im Ökumenischen Kirchenzentrum am Centro zu sehen.

Der Patient führt Regie

Das Bild in Blau zum Beispiel lässt viele Interpretationen zu. „Einige sehen darin einen Engel“, sagt Haferkamp. Die Frau, die es malte, hat die Erde längst verlassen. Als das Bild entstand, sei sie von einer tödlichen Infektionskrankheit bereits so gezeichnet gewesen, dass sie nicht mehr sprechen, überhaupt kaum mehr am Leben teilhaben konnte. „Sie hat intuitiv gemalt“, sagt die Kunsttherapeutin. Für die Frau sei es in erster Linie wichtig gewesen, sich für eine gewisse Zeit auf eine Sache zu konzentrieren.

Das Pferd dagegen ist ein Bilddiktat. „Der Patientin, die an einem Hirntumor leidet, ging es so schlecht, als sie vom Krankenhaus ins Hospiz kam, dass sie nicht eigenständig malen konnte“, sagt Haferkamp. In solchen Fällen geben ihr die Patienten genaue Regieanweisungen für ein Bild. Und die Frau, die ein eigenes Pferd hatte und gerne ritt, wünschte sich eben ein Pferd als Motiv. Im Laufe des Aufenthaltes im Hospiz stabilisierte sich der Zustand der Patientin so, dass sie jetzt eigenständig malen kann.

Carola Haferkamp, die gelernte Grafik-Designerin, wechselte zur Krankenpflege. Und darüber kam sie schließlich zur Kunsttherapie. „Ich habe mich bewusst für den klinischen Bereich entschieden, sagt die Essenerin, die das stationäre Hospiz in Oberhausen einmal in der Woche besucht. „Die medizinische Versorgung ist die eine Sache, aber die Seele braucht auch Medizin“, verdeutlicht Haferkamp.

Ihr Angebot ist für die Menschen gedacht, die gerne noch etwas machen wollen und sei es auch etwas für sie ganz Neues. Haferkamp spricht von einem Reifungsprozess. Und davon dass die meisten Gäste des Hauses sehr klare Vorstellungen von ihren Wunschbildern haben. Das seien oft Szenen aus der Kindheit. Erinnerungen an Reisen, Höhepunkte, schöne Dinge des Lebens oder Symbolhaftes wie Engel. Während des Schaffensprozesses setzten sich die Menschen innerlich mit etwas auseinander. Haferkamp: „Manchmal hilft es beim Abschied nehmen, noch einmal etwas zu schaffen, etwas zu hinterlassen.“

Im Hospiz Osterfeld haben Menschen seit einigen Jahren die Gelegenheit, mit der Kunsttherapeutin Carola Haferkamp Bilder zu malen. Im Angesicht des eigenen Sterbens sind so Gemälde mit zum Teil überraschenden Motiven entstanden.

Im Ökumenischen Kirchenzentrum in der Neuen Mitte sind die Gemälde noch bis Ostersonntag zu sehen. Sie sind vor allem Zeugnisse des Lebens. Deswegen trägt die Ausstellung den Titel „Farben des Lebens – Erfahrungen aus dem Hospiz“.