Die heftigen Kämpfe verfeindeter Rockerbanden in NRW setzen sich leider in Oberhausen weiter fort: Nach der Schießerei in Sterkrade stießen am vorletzten Freitag auf dem Gelände nahe der Turbinenhalle fünf Ex-Hells-Angels auf zwei Männer, von denen einer Mitglied der holländischen Satudarah-Rockergruppen ist. Bei der von der NRZ am Samstag gemeldeten Schlägerei vor dem Fitnesscenter McFit an der Mülheimer Straße handelt sich nach Erkenntnissen der Polizei eben nicht um eine übliche Prügelei, sondern um die Fortsetzung des Rockerstreits.
Ehemalige Hells Angels griffen dabei den Satudarah-Rocker mit seinem Bruder brutal an, die gemeinsam bei McFit trainiert hatten. Die Polizei spricht besorgt von einer Grenzüberschreitung: Denn nach dem üblichen Ehrenkodex der Rocker wurden bisher Verwandte aus Streitereien herausgehalten.
Der Satudarah-Mann, der wie alle Beteiligten nicht in Oberhausen wohnt, wurde bei der Schlägerei so schwer verletzt, dass er auf einem Auge zu erblinden droht. „Das war eine Aktion“, sagt die Polizei. „Da haben Ex-Hells-Angels einen Satudarah angegriffen, weil sie der Meinung waren, dass der hier nichts zu suchen hat.“
Die Schüsse am Sterkrader Tor dagegen -- dort wurde im Februar auf einen den Hells Angels nahe stehenden 23-Jährigen geschossen – seien als Eskalation zu werten. Da seien sich bereits im Centro zwei verfeindete Gruppierungen begegnet und die Geschichte sei später außer Kontrolle geraten. Einer der Beteiligten habe einfach geschossen.
Gerade die Tatsache, dass ein so eigenmächtiges Handeln einer Person möglich ist, wertet die Polizei als weiteres Indiz für die zunehmende Unberechenbarkeit von Rockerbanden. Deren Interesse an der Stadt gründet sich wohl auf dem Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße. Dort hat ein erst den Bandidos, dann den Angels nahestehender Privatmann acht Häuser - darunter das größte - gepachtet.
Zur Erklärung: Als sich das Bandidos Chapter in Oberhausen auflöste, wechselten die meisten Mitglieder zu den Hells Angels. Vor zwei Wochen lösten die Höllen-Engel in ganz NRW ihre Charter auf und gründeten unauffällige Gesellschaften, um dem Druck der Öffentlichkeit zu entgehen.
Die Opfer der Schlägerei schweigen eisern. „Etliche Leute müssen Zeugen gewesen sein, kein einziger hat die 110 gewählt“, ist man bei der Polizei über die Gleichgültigkeit und fehlende Zivilcourage entsetzt.
Allein eine Jugendliche rief einen Krankenwagen. Kein weiterer Zeuge hat sich bisher gemeldet.