„Sie haben ja sogar einen Seeblick im Bunker.“ Mit einem verschmitzten Lächeln zeigt Dietmar Engels auf eine Vitrine an der Wand. Über mehrere Meter zieht sie sich über das 2,5 Meter dicke Mauerwerk des Hochbunkers an der Eichelkamp­straße, in dem der Tauchsportclub Oberhausen als einer von 22 Gruppen und Vereinen seit vielen Jahren sein Domizil hat. Ein Meer haben die Sporttaucher an die Wand gemalt und es mit Glas so verkleidet, dass man aus dem Fenster des Strandhotels zu blicken glaubt. „Da vergisst man, dass man in einem Bunker steht“, meint Engels.

Sein Urteil wird genau verfolgt: Dietmar Engels leitet die Hauptstelle Münster der Bundesimmobilienanstalt (Bima), er kümmert sich auch um 200 Hochbunker in NRW. Ende 2012 löste die Bima einen heftigen Proteststurm aus, weil die Stadt all jenen Vereinen die Kündigung in Aussicht stellen musste, die über Jahrzehnte in Bundes-Hochbunkern ansässig waren. Die Bunker sollten verkauft werden.

Aufatmen bei 28 Bunkermietern

Das sollen sie nun vorerst nicht – in einem Pilotprojekt wird derzeit mit der Stadt ein Sonderweg ausgehandelt, der drei Vereinsbunker an Eichelkamp-, Brandenburg- und Helmholtzstraße mit insgesamt 28 Nutzern auf Jahre erhalten soll. „Oberhausen ist die erste Stadt, in der wir nachjustieren“, sagt Engels. Verständnis habe er für das Engagement der Vereine – wie zum Beweis des Engagements kam er mit gleich sechs Mitarbeitern nach Oberhausen, um die Bunker zu besichtigen.

Die Bima bestehe, so Engels, nicht auf die Rückgabe der drei Bunker bis Ende des Jahres, wenn die Kommune als Mieter auftritt, damit die Verantwortung trägt und den Brandschutz garantiert. Wo auf Stadtkosten saniert werden muss, wird derzeit festgestellt. Dezernent Frank Motschull sagt: „Wir werden unsere Hausaufgaben machen.“

Die Bunkersprecher Otmar von Alst und Norbert Gamerschlag sorgt dennoch: Die Stadt muss künftig 1,80 Euro/qm Miete von den Vereinen nehmen – deshalb handelt sie neue Mietverträge mit den Vereinen aus. Bei bis zu 320 qm großen Räumen geht es schnell um hohe Summen, sagen die Bunkersprecher. „Solche Mieten sind für viele Vereine nicht tragbar.“ Dezernent Motschull kündigt Hilfen an.

Vom Bunker an der Eichelkamp­straße aus fährt der Trupp nach Lirich: Unauffällig schmiegt sich dort an der Girondelle der flache Bunker in die Siedlung. Die 150 Schützen von St. Sebastianus trainieren hier und mehr noch sei der Bunker ins Stadtteilleben eingeschlossen, sagt Vereinsvorsitzender Gerhard Müller: „Die Siedlergemeinschaft nutzt ihn für Feiern.“

In der Diskussion ums mögliche Bunker-Aus war Lirich ein Sonderfall: Die Schützen haben vor Jahrzehnten einen direkten Mietvertrag mit dem Bund abgeschlossen. Deshalb hatte sich der Verein auf sicherer Seite gesehen: Ein Kündigungsschreiben vom Bund haben sie nicht erhalten. Doch die Diskussion sorgte für Unruhe: „Wir wollen eine Behindertentoilette einrichten“, sagt Müller. „So eine Investition tätigt man nicht, wenn man nicht weiß, wie lange man bleibt.“

Ist der Liricher Bunker auch erst einmal gesichert, so kommen künftig wohl weitere Kosten auf den Verein zu: Auch den Schützen könnte eine Nachrüstungen im Brandschutz teuer zu stehen kommen.