Das Kinderbettchen auf der Intensivstation im Evangelischen Krankenhaus (EKO) wirkt riesig. Die kleine Chiara Paulina liegt quer darin. Der rosafarbene Teddy, die Püppchen und der weiße Kuschelhase nehmen mehr Platz ein als das fünf Monate alte Mädchen, dem Schläuche in der Nase beim Atmen helfen. Ein penetrantes Piepen tönt durch den Raum, auf einem Monitor steigt und fällt eine Linie.
Kontakt heilender als Medikamente
Chiara Paulina Weber ist ein Frühchen – das kleinste Frühchen des EKO. Mit nur 29,5 Zentimetern und 350 Gramm kam sie am 28. Oktober 2012 auf die Welt und war damit 15 Wochen zu früh dran. Seit ihrem Geburtstag liegt Chiara Paulina auf der Intensivstation und wird umsorgt.
Das Team rund um Oberarzt Olaf von Delft wacht über das Mädchen, Mama Mandy Weber und Papa Kenny Speiser besuchen ihre Tochter so oft wie möglich. „Wir sind immer hier, sooft es geht. Manchmal drei bis vier mal pro Tag“, sagt der 21-jährige Vater. Der enge Kontakt zwischen Eltern und Kind sei wichtig, sagt Oberarzt von Delft. „Vieles kann man mit Medikamenten nicht behandeln, das sich dann einfach durch die Nähe und Berührung der Mutter regelt.“
Das wird sofort deutlich, als die 20-jährige Mandy ihre Tochter aus dem Bettchen hebt und eng an sich drückt. Die Kleine ist ruhig und entspannt. Und auch die junge Mutter lächelt. Für sie und ihren Partner waren die letzten Monate alles andere als einfach. Aufgrund einer sogenannten Schwangerschaftsvergiftung kam es zu Komplikationen. Hoher Blutdruck, die Leber von Mandy Weber funktionierte nicht mehr richtig. „Ich lag zwei Tage im Sterbebett. Von dem ganzen Chaos habe ich dank der Medikamente aber kaum etwas mitbekommen. Ein Schock war das aber schon.“
Zwei Tage lang durften die jungen Eltern ihre Tochter gar nicht sehen. Da wuchs auch die Angst, keine Beziehung zum Kind aufbauen zu können. „Das ist ein ganz natürlicher Reflex“, weiß Oberarzt von Delft. „So hart es klingt, der Mensch wägt ab, ob es sich lohnt, eine Beziehung aufzubauen.“
Für Mandy und Kenny hat es sich definitiv gelohnt. Chiara Paulina ist so fit, dass sie nach Hause darf. Den Überwachungsmonitor und das Sauerstoffgerät nehmen die jungen Eltern mit nach Hause und von einem Pflegedienst werden sie 90 Stunden pro Woche unterstützt. „Ein bisschen Angst habe ich trotzdem“, sagt Mandy. Das Team der Kinderintensivstation des Evangelischen Krankenhauses ist ihr ans Herz gewachsen. „Aber jetzt freuen wir uns auch darauf, uns einfach zu Hause einzuleben und eine Familie zu sein. Unsere Tochter ist eine richtige Kämpferin.“