Oberhausen. Spezialistenteam ermutigte die Anrufer, eine Darmspiegelung wahrzunehmen. Eine Schlafbetäubung macht die Untersuchung wesentlich angenehmer
. Dass sie Vorsorge-Muffel seien, ließen sie nicht auf sich sitzen: Fast ausschließlich männliche Anrufer nutzten bei unserer Telefon-Aktion die Chance, sich von Dr. Klaus Becker, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Clemens Hospital, nach einer Darmspiegelung zu erkundigen. Anruferinnen wählten das Gespräch mit Beckers Mitstreiterinnen, Dr. Jutta Schneider und Dr. Annette Agel.
Praxis oder Klink?
„Die Leute sind sehr gut informiert, die Fragen werden immer spezifischer“, sagt Dr. Becker. „Manche sind fest entschlossen, sich untersuchen zu lassen, brauchen nur noch den letzten Schub.“ Und erkundigen sich zum Beispiel, ob sie die Darmspiegelung besser in einer Praxis oder in der Ambulanz einer Klinik durchführen lassen sollen.
Becker: „Wer keine Beschwerden hat, ist in einer Praxis gut aufgehoben. Doch ältere Patienten mit Begleiterkrankungen, die Blutverdünner nehmen müssen oder Diabetes haben, sollten sich eine Klinik wählen. Sie hat den Vorteil, falls notwendig, gleich größere Eingriffe vornehmen zu können. Und es besteht die Möglichkeit des Vier-Augen-Prinzips“ – ein Kollege kann zur Beurteilung des Befunds hinzugezogen werden. In einer Praxis habe der Patient den Vorteil, dass der Facharzt, der den Patienten im Vorfeld berät, die Untersuchung auch selbst durchführe.
Ob Praxis oder Klinik, Dr. Becker rät in jedem Fall zu einer Schlafbetäubung. „Die ist ausgesprochen milde, beeinträchtigt das Herz-Kreislaufsystem nicht und macht die Untersuchung wesentlich angenehmer, für den Patienten und den Untersucher.“
Dr. Becker weiß, wovon er spricht: Obwohl er erst 48 Jahre alt ist, hat er, wegen familiärer Vorbelastung, schon eine Spiegelung hinter sich. „Ich kenne das Gefühl der Erleichterung.“
Dr. Angel betont noch einmal, dass die Spiegelung spätestens für Menschen ab 56 Jahren, „eine Riesenchance“ ist. „Es gibt keinen anderen Tumor, den man so einfach behandeln kann.“ Gerade für Ältere sei die Vorsorge wichtig. Die Chance, an Darmkrebs zu erkranken, steige mit zunehmendem Alter und das Risiko einer Operation bei zu spät erkanntem Darmkrebs werde deutlich höher.
So funktioniert’s: Der Hausarzt überweist zum Spezialisten, einem Gastroenterologen, der, wie Becker es ausdrückt, den „Führerschein“ für die Untersuchung besitzt. Beim ersten Termin wird der Patient über die Vorbereitung (Darmentleerung) aufgeklärt. Polypen, aus denen sich Krebs entwickeln kann, werden bei der Spiegelung entfernt. Verläuft sie ohne Befund, hat der Patient Jahre Ruhe bis zur nächsten Vorsorge.
Den Darmkrebs verhindern
„Die Vorsorgemöglichkeit, die das Gesundheitssystem den Patienten kostenlos anbietet, sind optimal“, ist Chefarzt Dr. Klaus Becker überzeugt. Allein die Wahrnehmung sei zu gering. Der „Tag der offenen Tür“ in den Endoskopie-Räumen, den das St. Clemens-Hospital (Wilhelmstraße 34 in Sterkrade) am kommenden Samstag, 2. März, von 11 bis 13 Uhr anbietet, soll dazu beitragen, dass sich mehr Patienten für die Darmspiegelung, beste Vorsorge vor Darmkrebs, entscheiden. Motto: Wer weiß, was auf ihn zukommt, überwindet die Unsicherheit. Darmkrebs kann jeden treffen: Allein in Deutschland erkranken jährlich 70 000 Menschen, 30 000 von ihnen sterben, das sind fünf Mal so viele Todesopfer wie im Straßenverkehr.
Darmkrebs entwickelt sich aus zunächst gutartigen Polypen. Sie werden bei der Darmspiegelung entfernt. Deshalb ist sie eine sichere Bank für den Patienten und verhindert in den meisten Fällen eine Operation. Experten raten, sie spätestens ab dem 56. Lebensjahr in Anspruch zu nehmen.
Wenn keine Auffälligkeiten festgestellt werden, muss die Untersuchung erst nach zehn Jahren erneut durchgeführt werden. Wenn Polypen abgetragen werden mussten, sollte die nächste Spiegelung nach drei Jahren erfolgen. Patienten mit engen Angehörigen, die an Darmkrebs erkrankten, sollten sich bereits ab dem 50. Lebensjahr zur Untersuchung entschließen.